18.06 - 25.06.2013
Allgemeine Anmerkungen
Wenn ich im Folgenden von „wir“ spreche, meine ich damit meine Freundin Maria und mich. Hin- und Rückflug buchten wir rechtzeitig über die Lufthansa zu einem akzeptablen Preis. Wir flogen in der Mitte der Woche von Dienstag bis Dienstag, dann ist es am günstigsten.
Unser Apartment fanden wir über www.booking.com. Die Buchung klappte ohne Probleme, alles war gut vorbereitet. Die Besitzerin des Hauses war sehr nett, die Lage ist exzellent: fünf Minuten zu Fuß bis zum Wenzelsplatz, drei Minuten bis zur Karlsbrücke. Die Wohnung liegt unter dem Dach (kein Aufzug!) und da wir sehr heißes Wetter hatten, waren die Temperaturen in den Räumen leider teils unerträglich. Die Vermieterin hatte extra eine kleine mobile Klimaanlage gekauft, diese kam jedoch nur sehr bedingt gegen die Hitze an. Im Sommer ist zumindest dieses Apartment leider nur eingeschränkt zu empfehlen. Was fehlte war eine Möglichkeit Kaffee zu kochen (kein Filterhalter, keine Maschine) und manchmal gab es kein warmes Wasser zum Duschen. Als letzter Kritikpunkt sei der sehr kleine und schwache Kühlschrank genannt. Der in der Beschreibung genannte DVD-Spieler ist nicht vorhanden, das Fernsehen empfängt „nur“ tschechische Programme. Dies störte uns aber beides nicht, wir sind ja nicht zum Fernsehen nach Prag geflogen.
2005 war ich mit meiner Mutter schon einmal für eine Woche in Prag, im Text verweise ich ab und zu auf diesen Urlaub. Den Bericht findet ihr auch auf dieser Seite. Meine Mutter und ich waren damals im Oktober in Prag. Im Vergleich zu unserem diesjährigen Urlaub war es damals richtig ruhig und leer in Prag. Gerade an den touristischen Stellen sind jetzt im Juni Unmengen an Reisegruppen, vor allem aus Asien, unterwegs. Der Oktober ist meiner Meinung nach als Reisezeit vorzuziehen.
Wir haben die gleichen Reiseführer wir 2005 benutzt, es ändert sich innerhalb der Sehenswürdigkeiten ja kaum etwas, lediglich die Restaurants und Bars sind in Prag sehr schnelllebig.
Die Reiseführer waren im folgenden:
- Marco Polo ISBN: 3-8297-0167-5 7,95€ sehr kurz, recht unübersichtlich, eignet sich höchstens für einen Wochenendtrip
- Dumont Kunst Reiseführer ISBN: 3-7701-4303-5 25,90 € sehr ausführlich, gute Einteilung nach Stadtteilen, sehr zu empfehlen für Leute, die gerne viel lesen und historisch und kulturell sehr interessiert sind
- Messenger, Lee Könemann-Verlag ISBN: 3-8950-8881-1 nicht mehr im Handel erhältlich, kurz und knapp, gute Einteilung in die Stadtteile, sehr gut zur schnellen Einarbeitung zu gebrauchen, manchmal zu knapp. Der beiliegende Stadtplan ist recht ungenau und im verwinkelten Prag schlecht zu benutzen.
- Baedeker Allianz Reiseführer ISBN: 3-8297-1044-5 15,95 € alphabetisch sortiert, informativ, nicht zu ausführlich, guter Stadtplan, eignet sich hervorragend als Kombination zu dem Reiseführer aus dem Könemann-Verlag. Als alleiniger Reiseführer auf Grund der alphabetischen Struktur der Sehenswürdigkeiten etwas schwierig.
18.06.2013 Anreise und erster Rundgang
Um kurz nach elf brechen wir mit unseren vollgepackten Koffern auf. Mit dem Bus geht es zum Bochumer Hauptbahnhof, von dort mit dem Zug zum Düsseldorfer Flughafen. Der Sky-Train, die Schwebebahn am Flughafen, bringt uns zum Terminal 2. Das Einchecken, der Flug, die Gepäckausgabe, alles klappt reibungslos. Über die Eigentümerin unseres Apartmentes haben wir einen Fahrer bestellt, der uns am Flughafen abholt und nach kurzem Warten taucht er auch tatsächlich auf. Für 18 Euro fährt er uns in 35 Minuten zu unserem Apartment, wo die Besitzerin auf uns wartet. Das Auto ist schlecht klimatisiert und da die Temperatur sich bereits der 30°-Marke nähert, sind wir etwas durchgeschwitzt. Nach den Formalitäten der Wohnungsübernahme laufen wir vier Minuten bis an die Grenze z wischen Alt- und Neustadt, wo sich ein großer, gut sortierter Tesco befindet, der im Untergeschoss einen wunderbar klimatisierten Supermarkt besitzt. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten für das Frühstück und Wasser ein.
Nachdem wir die Einkäufe in der Wohnung verstaut haben, genießen wir ein erstes kühles Getränk auf der Terrasse des Restaurants direkt neben unserer Unterkunft. Hier ist das Bier auch für Prager Verhältnisse sehr günstig, 0,5l kosten 25 Kronen, was etwas weniger als ein Euro ist. Billiger haben wir es nicht mehr gefunden, die Preisspanne reichte von 25 – 109 Kronen, wohlgemerkt in normalen Restaurants. Auch hier stellen wir bereits fest, dass es Biertrinker in Prag sehr gut haben, Coca-Cola und Konsorten sind nämlich immer deutlich teuer (z.B. 0,3 für 42 Kronen).
Wir gehen am Bethlehemsplatz vorbei zur Karlsbrücke und wandern langsam mit Blick auf den Hradschin herüber zur Kleinseite. Dort wenden wir uns nach rechts und weiter am Fuß des Berghügels in die Mala Strana hinein. Das Restaurant ČERNÝ OREL lockt an einer Straßenkreuzung mit einem schön eingefassten schattigen Biergarten. Die Preise sind für die gute Lage in Ordnung, die Salate, die wir essen, sind frisch aber unspektakulär und etwas klein. Wir gehen zur Karlsbrücke zurück und trinken noch ein Bier in einem kleinen Touristenlokal (Café Márnice) direkt an der Karlsbrücke, das im Internet als Touristenfalle verschrien ist. Hier habe ich aber sowohl bei meinem ersten Besuch in Prag mit meinem Kegelclub 2002 als auch mit meiner Mutter 2005 je am ersten Abend ein Bier getrunken und so ist es Pflicht sich hier wieder niederzulassen. Wir haben keinen Grund zu klagen, auch wenn der Bierpreis sich auf deutschem Niveau bewegt.
Wir wandern an der Moldau entlang. Die Kampa ist ein kleiner Stadtteil, der zwischen dem künstlich angelegten Mühlenbach und der Moldau liegt. Der Mühlenbach wurde früher zum Antrieb mehrerer Wasserräder genutzt, wovon nur noch wenige erhalten sind. Teile des direkten Weges entlang der Moldau sind abgesperrt, das Hochwasser hat hier ein paar Schäden hinterlassen, die jedoch deutlich geringer ausgefallen sind als 2002.
Wir laufen bis zur nächsten Brücke über die Moldau, der Most Legii (Brücke der Legionen). Von hier haben wir einen tollen Blick auf die in das Abendrot getauchte Altstadt und den Burgberg. Langsam geht es nach Hause, wo uns ein extrem warmes Apartment und eine entsprechend unruhige Nacht erwarten.
19.06.2013 Vysehrad
Etwas gerädert wachen wir morgens gegen halb neun auf und machen uns ein kleines, schnelles Frühstück. Für einen Kaffee ist es viel zu warm und wir sind froh der stickigen Luft der Unterkunft entkommen zu können.
Um 09:30 setzen wir den ersten Fuß vor die Tür, nur um festzustellen, dass die Luft draußen um keinen Deut besser ist und die Temperatur bereits wieder deutlich über 25 Grad liegt. Wir wenden uns nach rechts in Richtung Neustadt und kommen durch das Studentenviertel, in dem meine Mutter und ich 2005 in der Pstrossova-Straße gewohnt haben.
Dann gelangen wir auf Höhe des tanzenden Hauses (erbaut vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry und im Volksmund Ginger & Fred genannt) zur Moldau und wandern im Schatten der Häuser an der Moldau entlang stromaufwärts. Ein kurzer Abstecher zum Emmauskloster führt uns wieder etwas mehr in die Häuserreihen hinein, wir werfen aber nur einen kurzen Blick auf die interessanten Türme des Klosters und laufen direkt weiter in Richtung Vysehrad.
Durch den großen Haupteingang betreten wir die Festung und durchschreiten die enorm dicken Schutzmauern. Auf den Mauern des Vysehrad hat man einen wunderschönen Blick über die Moldau und über Prag. Leider ist es aber bereits in der Sonne so brennend heiß, dass wir den Blick kaum genießen können. Wir umrunden langsam den Vysehradkern auf den Burgmauern, das älteste Bauwerk des Wehrkomplexes - die Rotunde - liegt auf dem Weg. Kurz vor dem Hitzeschock erreichen wir die St. Peter und Paul-Kirche, die im Innern nicht nur angenehm kühl ist, sondern zusätzlich auch eine wunderschöne Innenausstattung hat. Sie ist eine der wenigen Kirchen in Prag, die Eintritt kostet, mit 30 Kronen pro Person ist man dabei.
Nachdem wir uns etwas abgekühlt haben, erkunden wir den angeschlossenen Friedhof, auf dem viele tschechische Persönlichkeiten begraben sind.
Immer zur vollen Stunde können die Wehrgänge besichtigt werden und so finden wir uns um 12 Uhr vor dem großen Eingangstor ein. Für 60 Kronen pro Person erleben wir eine knapp 30 Minütige Führung durch die alten Wehrgänge. Leider ist nur ein relativ kurzes Stück der Kasematten für Besucher erschlossen. Die engen dunklen Gänge enden in einer großen Halle. In dieser werden zum Schutz vor Verwitterung Originalstatuen von der Karlsbrücke aufbewahrt. Auch eine Kunstausstellung von Glasobjekten ist hier zu finden. Allerdings muss es vor kurzer Zeit in Prag dermaßen geregnet haben, dass die Kasematten von oben geflutet wurden und dadurch sind große Teile der Elektrik und auch einige Kunstobjekte zerstört worden. Am meisten genießen wir allerdings die konstanten 8 Grad in den Wehrgängen, die niemals in ihrer Geschichte für kriegerische Auseinandersetzungen benutzt wurden.
Am Fuße des Vysehrad befindet sich das U Ŝemika mit einem hübschen Innenhof, in dem wir uns mit etwas Flüssigkeit auf den Rückweg vorbereiten. Wie wir feststellen, war dies auch dringend notwendig. Der Rückweg in der Mittagssonne an der Moldau entlang zieht sich enorm in die Länge, die Sonne brennt und die Brückenunterführungen sind die wenigen schattigen Plätze zur kurzen Rast. Zwischen der Most Legii und der Karlsbrücke liegt direkt an der Moldau ein großer Biergarten, den wir um 14 Uhr erreichen. Hier unter den Schirmen und den Bäumen weht ein leichter Windhauch, der von der Moldau mitgebracht wird. Der Ausblick auf den Hradschin ist wunderschön und ein Singer / Songwriter überrascht mit wirklich angenehmer Live-Musik.
Überhaupt mausert sich Prag zu einer echten Musikhochburg, an allen Ecken und Enden gibt es Live-Bands und Konzerte in allen Musikrichtungen. In dieser schönen Atmosphäre können wir die heißen Mittagsstunden gut aushalten und wir werden in den nächsten Tagen diesen Biergarten noch häufiger besuchen.
Um 15:30 brechen wir wieder zu unserer Wohnung auf und machen einen kurzen Abstecher über Tesco. Zwischen Tesco und unserer Wohnung liegt das Skorepka, ein Restaurant nach der Straße, in der es liegt, benannt. Hier haben meine Mutter und ich 2005 häufig sehr gut vegetarisch gegessen. Wir fragen nach und müssen feststellen, dass man sich mittlerweile auf fleischhaltige tschechische Hausmannskost spezialisiert hat.
Nach einer kurzen Pause zuhause geht es daher weiter in das Maitrea. Dieses arabische und rein vegetarische Restaurant liegt nahe des Altstädter Rings in der Týnská ulička. Es ist sehr schön eingerichtet und beliebt. Eine Reservierung sollte besser auch in der Woche vorhanden sein. Da wir recht früh sind, haben wir aber Glück und bekommen noch einen Platz. Ein Vorspeisenteller in guter Qualität eröffnet das Essen. Als Hauptspeise habe ich ein vegetarisches Gulasch mit typischen tschechischen Weißbrotknödeln. Ich würde viel für das Rezept bezahlen, wie man an eine vegetarische Soße einen so tollen, intensiven Geschmack bekommen kann, ist mir ein Rätsel. Maria hat ein mexikanisches Gericht, welches ihr auch sehr gut schmeckt. Danach sind wir mehr als gut satt, ein Nachtisch ist nicht notwendig.
Wir gehen kurz in die Wohnung zurück und holen die Kamera. Da bei den Temperaturen an Schlafen doch nicht zu denken ist, wollen wir Nachtfotos machen. Vor der Haustür trinken wir noch eine Kleinigkeit. Eine Liveband spielt etwas Jazz. Leider nutzen das die Gastwirte aus und berechnen gleich einen Zuschlag von 30 Kronen pro Person für die Musik. Eine typische Unsitte in Prag, für alle möglichen „Services“ werden zusätzliche Gebühren aufgeschlagen, ob man dies möchte oder nicht. Das Brot vorneweg kostet manchmal Geld, die Live-Musik kostet zusätzlich. So richtig sicher, was am Ende auf der Rechnung steht, kann man sich leider nie sein. Selten wird auch ein obligatorisches Trinkgeld von 10% aufgeschlagen, meistens ist dem Gast die Trinkgeldhöhe aber selber überlassen.
Über den Altstädter Ring geht es dann zur Karlsbrücke und an der Moldau entlang zur Brücke der Legionen und wieder zurück. So können wir alle möglichen Ansichten der Burg und der Altstadt sowohl zur blauen Stunde als auch in der Dunkelheit fotografieren. Meiner Meinung nach lohnt sich die blaue Stunde in Prag eher als die komplette Dunkelheit. Auf dem Rückweg decken wir uns an einem Kiosk direkt um die Ecke noch mit kühlem Wasser ein (1,5 Liter für 30 Kronen).
20.06.2013 Neustadt
Der heutige Morgen unterscheidet sich nicht von dem vorherigen. Auch heute starten wir wieder bei kräftiger Hitze um 09:30 zur Besichtigung der Neustadt.
Die Neustadt (Nové Město) wurde 1348 von Karl IV. errichtet. Er gab die genaue Ausdehnung der Neustadt, ihren Straßenverlauf und die Ausrichtung und Größe der Gebäude vor. Die drei großen Plätze der Neustadt (Rossmarkt, heute Wenzelsplatz, Viehmarkt, heute Karlsplatz und der Heuwaagsplatz, südlich des heutigen Platz der Republik) wurden ebenfalls fest geplant. Die Neustadt wurde nach der Gründung lange Zeit vor allem von Handwerkern bewohnt. Im 19. Jahrhundert wurde sie dann stark umgebaut und heute findet man viele Häuser des Jugendstils und der Moderne.
Wir gehen durch die Altstadt zum Wenzelsplatz, ein großer Platz mit weitem Raum. Der innere Teil wurde in der sozialistischen Ära begrünt um große Versammlungen und Demonstrationen zu verhindern. Rechts am Fuß des Platzes liegt etwas in den Häusern versteckt die schöne Kirche St. Maria Schnee. Vor Kopf liegt das prächtig gebaute Nationalmuseum, welches allerdings am frühen Morgen nicht zu fotografieren ist, da die Sonne genau darüber steht. Am Museum wenden wir uns nach links und gelangen in einen eher unschönen Teil von Prag.
An einer sehr großen, stark befahrenen Straße laufen wir in Richtung Hauptbahnhof. Auf der rechten Straßenseite stehen ein paar alte Prunkbauten (unter anderem die Staatsoper), auf der linken Seite ist vor allem ein großer Asphaltplatz zu sehen. Schnell erreichen wir den stark heruntergekommenen Bahnhof. Zur Ehrenrettung von Prag muss man allerdings erwähnen, dass gerade eine umfassende Restauration angelaufen ist. Hinter dem Bahnhof führt uns eine Unterführung unter den Schienen hindurch. Der Park Vinohrady ist ganz nett angelegt, jedoch etwas unspektakulär mit einem schönen Baumbestand und einigen weiten Wiesen.
Die Straße führt uns weiter zur Kirche der Heiligen Ludmilla. Wir nutzen die zahlreichen Kirchen der Neustadt für kurze Verschnauf- und Abkühlungspausen.
Die nächste Station ist der botanische Garten in der Nähe des weitläufigen Uniklinikums. Der Garten ist in Hänge gebaut und sehr nett gestaltet. Den Besuch der großen Gewächshäuser ersparen wir uns bei diesem Wetter allerdings.
Relativ schnell gelangen wir durch die langen, geraden Straßen der Neustadt zum Emmauskloster (50 Kronen pro Person Eintritt). Die Benediktiner-Abtei wurde bereits vor dem Anlegen der Prager Neustadt auf einem Felssporn gegründet. Als eines der wenigen Klöster in Prag wurde es nicht von den Hussiten zerstört und beherbergte ab der Mitte des 15. Jahrhunderts das einzige Ultraquistenkloster der Stadt. Im dritten Reich wurde das Kloster aufgelöst und 1945 bei einem alliierten Luftangriff schwer beschädigt. Im gleichen Jahr errichteten Mönche des slawischen Benediktinerordens das Kloster neu und es bekam in diesem Rahmen die moderne Doppelspitze. Die Ordensbrüder wurden jedoch 1950 durch die Kommunisten vertrieben. Erst 1990 wurde das Kloster an den Benediktinerorden zurückgegeben. Die Klosterkirche ist für Prager Verhältnisse spartanisch eingerichtet, besticht aber durch ihre schöne Baustruktur mit drei gleich hohen Schiffen.
Direkt am renovierungsbedürftigen Kirchplatz liegt der kleine Biergarten des Restaurace Emrest. Die Ausstattung ist einfach bis dürftig, die Preise dafür sagenhaft: 0,5 Zitronenlimonade für 15 Kronen (etwa 60 Cent), 0,5 Bier für 25 Kronen. Eine Portion gebackener Käse mit Pommes und einer sehr traurigen Salatgarnitur 90 Kronen (3,50 Euro).
Die gegenüber dem Kloster liegende Kirche St. Johannes von Nepumuk am Felsen hat leider wie auch schon 2005 geschlossen.
Das Ende unseres Rundweges führt uns dann zum Karlsplatz. Hier befindet sich das Fausthaus in dem sich angeblich ein Alchemist mit dem Teufel verbündet hat. Heute findet man dort eine Pharmazie. Am nördlichen Rand steht die prächtige St. Ignatius-Kirche und vor Kopf das Neustädter Rathaus, an dem der erste Prager Fenstersturz 1419 den Beginn der Hussitenkriege einläutete.
Von hier gehen wir direkt durch den historischen Ortsteil Zderaz zur Moldau. Am Wegesrand liegt rechts die geschlossene Kirche St. Kyrill und Method und direkt gegenüber die alte Pfarrkirche St. Wenzel von Zderaz. Diese ist seit 1926 im Besitz der Hussiten. Eine nette Dame erklärt uns etwas die Zusammenhänge und zeigt uns die barocke Sakristei der Kirche. Auf Höhe des tanzenden Hauses erreichen wir die Moldau und freuen uns auf den Biergarten an der Moldau, den wir um viertel vor drei erreichen.
Nach ein paar Kaltgetränken geht es über Tesco nach Hause, wo wir uns kurz frisch machen.
Dann suchen wir uns in der Altstadt eine hübsche Pizzeria, die wir im Ungelt finden. Das Ungelt ist der Bereich hinter der Tynkirche. Hier mussten ehemals alle Händler, die zum Prager Marktplatz wollten, durchziehen und ihre Steuern (Ungelt) bezahlen. Heute ist die Region ein sehr schöner Innenhof mit netten Lokalen und kleinen Händlern. Auch das Restaurant Vabene findet sich hier. Die Pizzeria ist auf Grund der Lage nicht wirklich billig, für deutsche Verhältnisse aber auch nicht teuer. Es gibt einen etwas mageren griechischen Salat (mit Salat hat man es in Prag nicht so), sehr leckere vegetarische Pizza, tschechischen Rosewein und zum Dessert Vanilleeis mit Erdbeeren, bzw. Panna-Cotta.
Die Nacht bringt nur minimale Abkühlung durch Wetterleuchten und ein leichtes Gewitter, auf Grund des einzigen, sehr kleinen Fensters merken wir davon leider nichts.
21.06.2013 Josefov
Heute ist es immer noch sonnig, ein paar wenige weiße Wolken ziehen über den Himmel. Es ist kühler, in der Sonne etwas zu warm. In den meisten Gebäuden, die wir heute besichtigen werden, ist diese Abkühlung jedoch noch nicht angekommen und es ist oft stickig und warm in ihnen.
Da draußen die Luft deutlich besser ist als in unserer Wohnung, verlassen wir bereits um 9:00 Uhr das Apartment und machen uns über den Altstädter Ring auf in das Judenviertel. Die Josefov wurde bereits im 13. Jahrhundert als jüdisches Viertel deklariert und wurde schnell ein Ghetto für die Prager Juden. Diese bekamen 1848 Bürgerrechte und die reichen Juden zogen aus dem Ghetto weg. Hierdurch verarmte es zunehmend und verfiel. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden große Teile abgerissen und komplett neu gebaut mit der Intention ein großstädtisches, an Paris angelehntes Flair zu erzeugen. Hitler erhielt im dritten Reich viele der jüdischen Einrichtungen und Synagogen in Prag. Er hatte den kranken Plan in Prag ein Museum der ausgestorbenen Rasse zu errichten. Heute findet man in diesem Viertel neben dem alten jüdischen Friedhof und etlichen Synagogen vor allem Juweliere und teure Markenboutiquen.
Die verschiedenen Synagogen und der alte Friedhof sind zu einem jüdischen Museum ausgebaut. In jeder Synagoge wird ein anderer Aspekt des jüdischen Lebens und Glaubens erläutert. Die meisten Einrichtungen sind über eine Eintrittskarte zusammen zu besichtigen (Friedhof, Maisel-Synagoge, Pinkas-Synagoge, Klausen-Synagoge, Zeremoniensaal, Spanische -Synagoge und die Robert-Guttmann-Galerie). Separate Eintrittskarten gibt es leider nicht. Der Preis beträgt momentan 300 Kronen pro Person und ist damit wirklich nicht billig. Eine Fotolizenz für den jüdischen Friedhof kann man für 50 Kronen erwerben, in den Gebäuden ist fotografieren verboten. Die Altneu-Synagoge, in der der Stuhl des großen Rabbi Löw (der der Legende nach den Golem erschaffen hat) steht, kostet separat Eintritt. (200 Kronen oder zusammen mit den übrigen Synagogen dann 480 statt 500 Kronen). Die Altneusynagoge haben wir uns gespart und lediglich von außen besichtigt.
Wir beginnen unsere Tour an der Maisel-Synagoge und gehen dann weiter zu der Pinkas-Synagoge, die direkt am alten jüdischen Friedhof liegt und einen gemeinsamen Eingang mit ihm hat. In der Pinkas-Synagoge sind die Wände über und über mit den Namen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus beschrieben, was einem das Ausmaß bildlich vor Augen führt.
Der alte jüdische Friedhof ist ein Meer aus alten Grabsteinen, die teils regelrecht gestapelt erscheinen. Auf Grund des stark begrenzten Platzes wurden hier die Toten über Jahrhunderte übereinander bestattet. Wie an den meisten Stellen in Prag scheint die Fotolizenz wenig zu interessieren. Ich glaube kaum, dass die hunderte Handyfotografen sich alle eine Lizenz gekauft haben. Leider ist der Friedhof touristisch sehr überlaufen, selbst so früh am Morgen wird man eigentlich nur über den vorgegebenen schmalen Pfad vorgeschoben.
Am Ausgang des Friedhofs stehen die Zeremonienhalle und die Klausen-Synagoge. Ein paar Schritte die Straße entlang kommt man zu der Altneu-Synagoge und zu dem jüdischen Rathaus, an dessen Turm sowohl eine Uhr mit römischem Ziffernblatt als auch eine mit hebräischem Ziffernblatt angebracht ist. Bei der Uhr mit dem hebräischen Ziffernblatt laufen die Uhrzeiger in umgekehrter Richtung. Die Spanische Synagoge ist der letzte Teil unserer Tour, sie ist die prächtigste und am reichsten verzierte Synagoge. Die Ausstellungen sind insgesamt in tschechischer und englischer Sprache gehalten.
In Richtung nördlicher Moldaubogen liegt das St. Agnes-Konvent, ein altes Kloster, in dem die heilige Agnes gelebt und gewirkt hat. Die Kirche ist leer, der Kreuzgang architektonisch bedeutend und interessant. Die übrigen Räume beherbergen heute die Nationalgalerie, die aber natürlich Eintritt kostet und daher von uns nicht besichtigt wird.
Unser Rückweg aus dem Judenviertel führt uns wieder zum Altstädter Ring. Hier können wir nun die ab 10 Uhr geöffnete Tynkirche und die St. Nikolauskirche besichtigen. Auf dem Platz steht ein großes Denkmal zu Ehren von Jan Hus, dem Begründer der Hussiten.
Auf dem Weg vom Altstädter Ring zur Karlsbrücke liegt das Klementinum, nach der Burganlage das zweitgrößte zusammenhängende Bauwerk in Prag. Die Führung fängt immer um halb an und führt durch den Spiegelsaal in den astronomischen Turm und hoch bis zur Spitze. Viele Astronomen und Physiker haben hier gewirkt, geforscht und gelehrt, unter anderem Christian Doppler.
Die Führung ist dieses Mal in einem gut verständlichen Englisch gehalten und sehr informativ. Highlights sind die Bibliothek und die Turmspitze, von der man einen herrlichen Rundblick auf Prag hat. Fotografieren ist im Gebäude verboten, unseren Führer interessiert dies allerdings herzlich wenig und so wird gerade bei der prächtigen Bibliothek geknipst, was das Zeug hält.
Die Führung dauert etwa 40 Minuten. Am Fuße des Turmes wieder angekommen suchen wir unseren schönen Biergarten an der Moldau auf. Auf dem Weg liegt die Bethlehemskapelle, die mittlerweile auch mal geöffnet hat und für 60 Kronen zu besichtigen ist. Die Bethlehemskapelle war die Wirkungsstädte von Jan Hus und die erste Kirche der Hussiten. Sie wurde eigens für die Bewegung gebaut. Eine Kirche wie ursprünglich geplant wurde nicht genehmigt, nur eine Kapelle. Diese fiel dann so groß aus, dass sie bis zu 3000 Menschen fassen kann. Jan Hus predigte und lehrte in der Kapelle, bis er schließlich als Ketzer verbrannt wurde.
Um 17 Uhr sind wir wieder zuhause, die Wohnung ist zwar immer noch warm, aber im Vergleich zu den letzten Tagen angenehm kühler. Heute probieren wir das Restaurant direkt vor der Haustür aus. Die Portionen der Hauptgerichte sind reichlich (Vor- oder Nachspeise nicht nötig), das Hühnergulasch, welches Maria hat, ist lecker, kommt aber gegen das vegetarische aus dem Maitrea nicht an. Meine vegetarischen Nudeln mit grünem Spargel und Schmortomaten sind okay, auf Dauer aber etwas eintönig im Geschmack. Ein kleiner Rundgang durch die Altstadt beendet den Tag. Wir suchen in der Nähe der Wohnung von 2005 die kleine Bretagne auf, eine gemütlich eingerichtete Bar im französischen Stil. Damals wurde sie von einem Franzosen geleitet mit einer hervorragenden Weinkarte. Der Besitzer scheint gewechselt zu haben, die Einrichtung ist die gleiche, aber von Wein keine Spur mehr und die Bedienung wirkt sehr unmotiviert, obwohl wir die einzigen Gäste sind.
Die Nacht ist deutlich angenehmer als die Tage zuvor, allerdings auch weiterhin nur mit der Klimaanlage zu ertragen. Trotz des damit einhergehenden Lärms schlafen wir sehr gut.
22.06.2013 Nördliche Parkanlagen und Schifffahrt
Heute trinken wir zum ersten Mal einen Tüten-Cappuccino zum Frühstück, da die Temperaturen dies zulassen. In der Sonne ist es immer noch zu warm, eher etwas wärmer als gestern, im Schatten ist es sehr angenehm. Die Wolken verdichten sich zum Abend hin immer mehr, es bleibt aber trocken.
Wir laufen von der Karlsbrücke aus stromabwärts entlang der Moldau zur Čechův most. Auf dem Weg liegt das Rudolfinum, ein weiterer typisch Prager Prunkbau. An der Brücke liegen entlang der rechten Moldauseite die Ableger der Prag-Tours, der größten Schifffahrtsorganisation in Prag. Wir kaufen uns schon einmal für 350 Kronen pro Person Karten für eine zweistündige Tour über die Moldau, die am Nachmittag stattfindet.
Dann überqueren wir die Brücke und gehen so direkt nach Norden auf den Letna zu. Der Letna ist ein Prager Hügel nördlich der Moldau und östlich des Burgberges. Auf ihm liegt eine große Parkanlage, die gerade bei Joggern und Inlinern auf Grund ihrer langen, geraden Wege beliebt ist. Die Parkanlage hinauf führen uns zahlreiche Stufen zu dem Metronom, einem umstrittenen Kunstprojekt, an das sich die Prager wohl noch nicht so recht gewöhnt haben.
Am westlichen Rand liegt der historische Hanavský-Pavillon, der zur Prager Jubiläumsausstellung 1891 gebaut wurde und das Aussichtsrestaurant Praha, das ursprünglich auf der Expo 58 in Brüssel stand.
Wir durchqueren den Park von West nach Ost auf der langen geraden Strecke am nördlichen Rand. Hier sieht man auf das neue Prager-Stadion und auf einen extrem hässlichen Plattenbau auf der nördlichen Seite, die in krassen Gegensatz zu dem alten Baumbestand und den weiten Wiesen auf der südlichen Seite stehen.
Durch einen weniger attraktiven Stadtteil gelangen wir an dem technischen Museum und der nicht geöffneten St. Antonius-Kirche vorbei zu dem Prager Ausstellungsgelände, welches als Veranstaltungsort für Ausstellungen und Konzerte dient. Momentan findet sich hier in einem großen Zelt einer Dauerausstellung der Nofretete. Am heutigen Tag findet des Weiteren auch ein Stadtteilmarathon statt, sodass der Platz sehr überlaufen ist. Der eigentliche Grund den Platz zu besichtigen ist der Industriepalast, der im Neobarock-Stil errichtet wurde. Direkt nach Westen schließt sich dann die große Parkanlage des königlichen Wildparks an, heute unter dem Namen Stromovka bekannt.
Die Parkanlagen sind weitläufig und gepflegt, das etwas tiefer liegende Zentrum ist auf Grund der Regenfälle und Überschwemmungen der letzten Wochen jedoch aktuell abgesperrt. Auch hier queren wir immer wieder die Marathonstrecke. Auf den Hängen zur Innenstadt liegt das Lustschloss des ehemaligen Statthalters, von hier hat man eine schöne Aussicht nach Norden in das Moldautal hinein, das hier einen großen Bogen beschreibt. Die Hänge sind sanft bewaldet, auf dem gegenüberliegenden Gipfel prangt jedoch wieder eine hässliche Plattenbausiedlung. So sind die Bausünden der sozialistischen Zeit allgegenwärtig. Auf gut ausgebautem Weg wandern wir in großem Bogen durch den Park. Ein Abstecher zum nördlich etwa 1km entfernt liegenden Schloss Troja ist heute auf Grund des Marathons leider nicht möglich, die Strecke ist abgeriegelt. Am östlichen Rand des Parks liegen ein Planetarium mit kleinem Rosengarten und ein Rundbau, in dessen Zentrum sich eine 3D-Darstellung der großen und letzten Hussitenschlacht befindet. Die 25 Kronen pro Person lohnen sich aber wirklich nicht, langweilig.
Im Park selber setzen wir uns in einen kleinen Biergarten in den Schatten und erholen uns etwas.
Wir erreichen sehr rechtzeitig den Anleger und sind etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt des Bootes da. Zu unserem leichten Ärger verzögert sich dann die Abfahrt um eine weitere halbe Stunde, sodass wir doch viel Leerlauf haben. Im Endeffekt legt das Boot auch von einem ganz anderen als dem uns genannten Ableger ab, es herrscht etwas Verwirrung und selbst das Infocenter weiß kurzfristig nicht, wann überhaupt welche Tour wo losgeht. Aber schlussendlich haben wir zwei schöne Plätze unter dem Sonnensegel an der Reling ergattert. Wir sitzen in Fahrtrichtung links, was sich zum Fotografieren als sehr günstig herausstellt. An unserem Tisch sitzt auch ein Australier, mit dem wir ins Gespräch kommen, er ist am letzten Abstecher einer Tour, die ihn von Berlin über Dresden nach Prag führte. 0,5 Bier kostet auf dem Schiff 70 Kronen, 0,25 Cola 60 Kronen. Auf der zweistündigen Tour gibt es keinen Kommentar, was wir nicht vermissen, da wir mittlerweile durchaus wissen, was wir am Wegesrand sehen. Das Schiff muss zweimal eine Schleuse passieren, wir warten jeweils fast 25 Minuten am Rand bzw. in der Schleuse, sodass auf 2 Stunden Fahrt etwa 50 Minuten Schleusenquerung entfallen. Ich denke die kurze 1 Stunden-Tour mit Kommentierung lohnt sich da eher. Das Schiff fährt dafür bis kurz hinter den Vysehrad, während die 1-Stunden-Tour bereits vor der Schleuse auf Höhe der Brücke der Legionen dreht.
Nach zwei Stunden sind wir wieder am Anleger und suchen uns ein Restaurant im Judenviertel. Zwischen den Luxusgeschäften des kleinen Paris direkt gegenüber von Prada in der Straße Široká finden wir die Pizzeria „The blue garden“ (Modrá zahrada). Sie wirkt im Erdgeschoss klein, im Keller bietet sie aber noch viele Sitzplätze. Sie ist recht leer und wir haben ein wenig Angst, dass sie in dieser Gegend doch eher eine Touristenfalle darstellt. Die Angst ist aber mehr als unbegründet. Es gibt den ersten wirklich guten Salat in Prag und zwei riesige, wunderbar schmeckende Pizzen mit dünnem knusprigem Teig. Ein Traum! Die Bedienung ist etwas unmotiviert, aber schnell und höflich. Die Preise sind sehr günstig und zum Abschluss genehmige ich mir noch einen kühlen Becherovka.
Um 19:30 Uhr sind wir froh unsere Füße auf dem Bett ausstrecken zu können.
23.06.2013 Kleinseite und Burgvorplatz
Nach dem Frühstück geht es um etwa 09:40 los zur Karlsbrücke, die wir überqueren. Es ist angenehm warm und sonnig. Auf der Kleinseite besichtigen wir für 70 Kronen pro Person die Niklaskirche (St. Nikolaus-Kirche), ein prächtiger Bau von dem Architekten Christoph Dientzenhofer. Er und sein Sohn Kilian haben im 18. Jahrhundert in Prag viele Kirchen gebaut, unter anderem auch den Loreto, die Kirche des Hl. Kyrill und Method, die Johann-Nepomuk-Kirche auf dem Felsen und die St. Nikolaus-Kirche am Altstädter Ring.
Der westliche Eingang zu den Parkanlagen auf der Kleinseite (Petrinhügel) am Kinskyplatz ist leider auf Grund von Sturm- und Wasserschäden geschlossen. Daher geht es ein Stück zurück in Richtung Seilzugbahn, die die etwas wanderfauleren Touristen hoch auf den Hügel bringt. Am Fuß des Aufstiegs finden wir ein Denkmal für die Opfer des sozialistischen Regimes. Die Schlange an der Kleinbahn ist lang und so wandern wir langsam zu Fuß den Hügel hinauf. An einer Kreuzung wenden wir uns nach links Richtung Westen auf die Hungermauer zu. Dieser alte Befestigungsbau wurde 1360 bis 62 von Karl IV. nach einer langen Hungersnot errichtet und die Arbeiter mit Naturalien bezahlt. Sie ist gut erhalten und bis zu sechs Metern hoch und 2 Meter breit. An mehreren Stellen gibt es Tore durch die Hungermauer und an dem untersten gelangen wir ohne sichtbares Hindernis in den eigentlich abgesperrten Teil des Parks. Da die St. Michael-Kapelle und die schöneren Parkanlagen aber schon deutlich unter uns liegen, beschließen wir einfach der Hungermauer nach oben zu folgen und gelangen zu dem oberen Durchgang, der allerdings abgesperrt ist. Also wollen wir in Richtung Stadion weiter hoch steigen und dann durch die Wohnanlage zu dem kleinen Eiffeltürmchen gelangen. Aber auch hier sind alle Tore verschlossen, sodass uns nichts anderes überbleibt, als ganz am nordwestlichen Rand des Parks auf eine Straße zu stoßen und dann der Straße in großem Bogen zu dem riesigen alten Prager Stadion zu folgen. Das Strahov-Stadion ist das größte Stadion der Welt und fasst eigentlich bis zu 220.000 Zuschauer. Auf Grund der schlechten Baumasse wird es aber nur noch zum Training und kleineren Anlässen benutzt.
Von hier gelangen wir dann durch eine Plattenbausiedlung zu dem am oberen Rand des Petrinhügel gelegenen Rosengarten, der in voller Pracht erstrahlt. Durch die Gärten hindurch laufen wir auf das Eiffeltürmchen zu, einen detaillierten kleineren Nachbau des Originals. Davor liegt noch das Observatorium, am Fuß des Turmes die Kirche St. Laurentius (geschlossen) und ein Spiegelkabinett, welches wir heute aber nicht besichtigen. Auf das Eiffeltürmchen steigen wir allerdings für 105 Kronen pro Person hoch. Die Wendeltreppe ist gut zu begehen. Auf der Spitze stehend hat man einen tollen Ausblick auf Kloster Strahov, die Burg und Prag mit Umland. Während des Vormittages hat es sich zunehmend bewölkt und als wir die Treppe wieder heruntersteigen, bekommen wir ein paar Tropfen ab.
Am Rand des Berges wandern wir eine kurze Strecke bis Kloster Strahov. Hier liegt ein wunderschöner Biergarten mit fantastischem Blick über Prag. Wir sind allerdings nicht bereit, die überhöhten Preise von 109 Kronen für 0,5 Bier zu bezahlen. Also gehen wir in den hauseigenen Biergarten des Kloster Strahov, der mit selbstgebrautem Bier und einer ruhigen Lage aufwarten kann. Ein kurzer aber starker Schauer treibt uns allerdings in die geräumigen, rustikalen Hallen des Klosterrestaurants. Da wir auch etwas Hunger haben, essen wir eine Kleinigkeit. Ich nehme einen vorzüglichen eingelegten Käse, zu dem es reichlich Brot gibt und Maria einen sehr guten Palatschinken mit Eis und frischen Früchten.
Nach der Stärkung besuchen wir die tollen Bibliothekssäle des Klosters, den älteren theologischen mit der wunderbaren Globensammlung und den etwas neueren philosophischen Saal. Der Eintritt beträgt 80 Kronen und 50 für die Fotolizenz, hier wird auch stark kontrolliert, ob man eine Lizenz erworben hat oder nicht. Neben der Bibliothek liegt die Kirche des Klosters, die man aber nur bis zu einem Eisengitter besichtigen kann.
Über den Burgberg gehen wir zum Loreto, einem Nachbau der italienischen Kirche. Gegenüber liegt der mächtige Palais Cernin. Im Loreto lohnen die Casa Santa, die Geburt-Christi-Kirche und die Schatzkammer. Der Eintritt ist mit 130 Kronen und 100 für die Fotolizenz aber schon recht unverschämt teuer.
Weiter geht es in Richtung Burg, die wir aber erst morgen besichtigen wollen. Wir machen einen kleinen Rundgang durch die rechts der Burg gelegenen Paradiesgärten. Die Hauptattraktion besteht hier anscheinend jedoch nicht in der tollen Parkanlage selber, sondern in einem kleinen Mähroboter, der unverrichteter Dinge seine Bahnen zieht.
Das Cafe Mystica, in dem meine Mutter und ich 2005 einige Male Gast waren, ist nun eine Pizzeria und deutlich größer geworden. Weiterhin findet man jedoch keine Preistafeln, was man wirklich bezahlen muss wird man wohl erst auf der Rechnung erfahren. Da der Charme des kleinen Pubs durch die Vergrößerung doch verloren gegangen ist, gehen wir die Straße wieder etwas in Richtung Kloster und finden auf der linken Seite das Restaurant A Divaflo Pokračuj. Nach hinten heraus hat es eine Terrasse mit nettem Blick auf das Eiffeltürmchen und großflächiger Überdachung.
Im nahe dem Kloster gelegenen Restaurant Maly Buddha hatten wir bereits vorab per E-Mail einen Tisch reserviert. Es hat sich im Vergleich zu 2005 gar nicht verändert, es ist weiterhin sehr gemütlich wenn auch etwas dunkel. Das Essen ist vorzüglich und reichlich und die Preise unverändert günstig. Suppe, Hauptgang und ein Dessert, bei dem eine Portion locker für zwei reicht, dazu Wein und Wasser (0,2 für 10 Kronen). Zufrieden steigen wir langsam vom Burgberg wieder herab. Der lange Weg heute hat unsere Füße doch ganz gut strapaziert.
24.06.2013 Burg
Die Nacht war sehr kühl, aber in unserer Wohnung ohne Klimaanlage immer noch zu warm. Um 09:30 verlassen wir die Wohnung, draußen ist es um die 15 Grad, ein echter Temperatursturz zu den letzten Tagen und ein leichter Nieselregen begleitet uns durch den Tag, der zum Nachmittag und Abend hin immer kräftiger wird.
Wir steigen über die Karlsbrücke zur Burg hinauf, die wir um 10 Uhr erreichen und so durch Zufall noch die Wachablösung mitbekommen, die aber sagenhaft unspektakulär verläuft. Wir bezahlen für die große Runde 350 Kronen pro Person und für die Fotolizenz noch einmal 50. Die große Runde schließt eigentlich alle zu besichtigenden Dinge ein, lediglich die Schatzkammer und die Besteigung des Südturms des St. Veits-Doms müssen extra bezahlt werden. Ein Audio-Guide würde noch einmal 450 Kronen kosten, wir entscheiden uns dagegen. So billig das Bier in Prag ist, so teuer sind doch viele Eintrittsgelder. Selbst ohne Audio-Guide brauchen wir für die Besichtigung bereits 3 ½ Stunden. Mit Guide wäre man also als kunst- und baugeschichtlich interessierter Mensch locker einen ganzen Tag unterwegs. Wir beginnen den Rundgang im Uhrzeigersinn bei der Gemäldegalerie der Prager Burg, die einzige Stelle, wo man vorher seine Taschen einschließen muss. Wir als bekennende Kunstverächter sind allerdings schnell durch die Galerie hindurch.
Danach laufen wir in den Haupthof der Burg und stehen vor den imposanten Türmen des St. Veits-Doms. Auch im Innern erschlagen einen die Größe und die Ausstattung. Leider sind alle Sitzmöglichkeiten abgesperrt, genießen ist also nicht erlaubt, man wird einfach entlang der Schulklassen und der Gruppenreisen durchgeschoben.
Im Pulverturm ist eine Dauerausstellung über die Burgwachen und das tschechische Militär, sicher nur für militärisch Interessierte geeignet, wir schauen uns nur kurz um.
Bereits die St. Georgsbasilika mit ihrer Krypta ist weniger besucht und je weiter man in die Tiefe der Burg vordringt, desto ruhiger wird es, dies ist aber wahrscheinlich auch dem schlechten Wetter geschuldet.
Das goldene Gässchen ist eine kleine gemütliche Gasse, in der die alten erhaltenen Häuser zeigen, auf welch bedrängtem Raum man früher gelebt hat. Den Namen erhielt die Gasse, weil im Mittelalter hier Alchimisten lebten und nach dem Stein der Weisen forschten. Mehr Berühmtheit erhielt die Gasse dadurch, dass Franz Kafka hier lebte und einige seiner Werke schrieb. Am Ende der Gasse liegt ein alter Gefängnisturm mit eindrücklicher Erläuterung der damaligen Haftzustände auf Deutsch und Englisch.
Auf der anderen Seite des Burgareals gibt es dann den Rosenberg-Palast zu besichtigen, in dem einige Original-Wasserspeier des Doms sowie etliche Modelle und Nachbauten ausgestellt sind.
Die Geschichte der Prager Burg ist anschaulich an Hand von Modellen und Computeranimationen in den darauf folgenden Räumlichkeiten dargestellt. Zum Abschluss besichtigen wir noch den Alten Königspalast mit seiner riesigen Festhalle und dem Thronsaal.
Nach der Menge an kulturellem Angebot brauchen wir erst einmal eine Auszeit und besuchen noch einmal das Restaurant von gestern (A Divaflo Pokračuj) um uns etwas zu stärken. Wir sitzen draußen geschützt unter der Überdachung, es wird allerdings schon recht kühl. Das Restaurant ist sehr voll und die Speisen und Getränke brauchen entsprechend lange. Auf das Essen warten wir fast eine Stunde. Wir haben uns Crêpes ausgesucht, ich mit Käse und Maria mit Spinatfüllung. Diese sind günstig, gut bemessen und vor allem lecker.
Danach brauchen wir wieder Bewegung und daher schauen wir uns die Paradiesgärten und die auf der anderen Seite der Burg liegenden Königsgärten an. Im Regen können wir die schönen Anlagen jedoch nicht so recht genießen. Wir steigen wieder in Richtung Moldau ab und ein kleiner Abstecher bringt uns noch in die Gärten des Wallenstein-Palais, in den Räumlichkeiten des Palastes befindet sich der tschechische Senat.
Etwas nass und schon fast durchgefroren kommen wir nach Hause und ziehen uns um. Dann geht es auf 18 Uhr noch einmal ins Maitrea, wo wir uns sicherheitshalber dieses Mal einen Tisch reserviert haben. Das Essen ist wieder ausgezeichnet und wir trinken eine Flasche leckeren tschechischen Rose dazu. Zum Nachtisch teilen wir uns eine Portion Eis aus Acai-Beere und Guarana mit Früchten und Mandelsplittern. Die Portion ist recht klein, das Eis schmeckt interessant und ist genießbar, aber wir würden es auch kein zweites Mal bestellen.
25.06.2013 Abreise
Die erste und einzige Nacht ohne Klimaanlage, eine Wohltat. Wir bleiben noch länger liegen und frühstücken. Dann packen wir in Ruhe die Taschen. Diese können wir erst einmal noch in der Wohnung lassen. Um 10:30 brechen wir bei Dauerregen in Richtung Tesco auf. Wir wollen einen guten Teil der Zeit damit überbrücken uns das Kaufhaus in Ruhe anzuschauen.
Nach einem ausgiebigen Rundgang gehen wir dann durch den Regen in Richtung Wenzelsplatz und von dort in die Skorepka, wo Maria noch eine Cola trinkt und ich ein letztes tschechisches Bier und einen Latte Macchiato.
Um 13:45 holt uns ein Fahrer wieder am Apartment ab, unsere Koffer werden uns gebracht. Zum Flughafen brauchen wir etwa 35 Minuten.
Einchecken, Flug und Rückreise von Düsseldorf nach Bochum klappen ohne Probleme. Um etwa 19:30 sind wir k.o. aber zufrieden wieder zu Hause. Ein schöner Urlaub ist zu Ende.