19.09. - 25.09.2005
Allgemeine Anmerkungen:
Wenn ich in dem nachfolgenden Text von „wir“ spreche, sind damit immer meine Freundin Maria und ich gemeint.
Die Ideen für die Wanderung bezogen wir fast alle aus dem Rother-Wanderführer „Bayerischer Wald“ (von Rosemarie und Nikolaus Pollmann; ISBN: 3-7633-4225-7; 11,90 €), die Tourennummern habe ich für Interessierte mit angegeben. An manchen Stellen sind die Beschreibungen doch mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und daher ungenau. Wenn jemand Fragen zu den Touren hat, kann er mich gerne via E-Mail kontaktieren!
Als Wanderkarten haben wir die Fritsch-Wanderkarten im Maßstab 1:35000 (Nr. 120 Zwieseler Winkel [ISBN: 3-86116-120-6] und Nr. 59 [ISBN: 3-86116-059-5]) verwendet, die uns gute Dienste leisteten.
Der „Naturpark Bayerischer Wald“ bezeichnet einen großen Bereich in dem gewisse strengere Umweltgesetze gelten, er reicht von der tschechischen Grenze bis kurz vor Regensburg und von Passau bis weit über Cham im Norden hinaus.
Der „Nationalpark Bayerischer Wald“ bezeichnet einen Bezirk innerhalb des Naturparks, direkt an der tschechischen Grenze liegend, zwischen Bayerisch-Eisenstein und Mauth. In diesem Bereich greift der Mensch nicht mehr in das natürlich Wachsen und Sterben im Wald ein. Im Nationalpark werden die Wanderwege durch Tiere gekennzeichnet. Im Text plötzlich auftauchende Tiernamen sind also als Bezeichnung des Wanderweges zu verstehen.
19.09.2005
Tour Nr. 9
Länge: 7,5 km
Anstieg: 180 m
Früh um 5 Uhr klingelt der Wecker, denn wir haben noch eine weite Fahrt vor uns. Schnell machen wir uns frisch und schmieren noch ein paar Brote für die Fahrt. Von unserer Wohnung in Essen aus sind wir bald auf der A52 in Richtung Düsseldorf. Am Kreuz Breitscheid wechseln wir auf die A3, die uns bis kurz vor unser Ziel bringen wird. Selbst um diese Uhrzeit ist bereits ordentlich Betrieb auf dem Kölner Ring. Wir kommen jedoch gut durch und während auf der gegenüberliegenden Spur immer wieder der Verkehr zum Stocken oder Erliegen kommt, können wir einigermaßen zielsicher nach Bayern gelangen.
In Deggendorf geht es dann nach 6 ½ stündiger Fahrt (incl. einer kleinen Pause und einmal tanken) von der A3 ab und über die B11 nach Zwiesel, wo wir eine halbe Stunde später eintreffen. Die Ferienwohnung ist schnell gefunden, sie gehört der Familie Weishäupl und liegt an einem steilen Abhang, das Auto quält sich im ersten Gang hinauf.
Von Frau Weishäupl in Empfang genommen, bestaunen wir die geräumige und rustikal eigerichtete Ferienwohnung, in der auch gut vier Personen wohnen könnten und die sehr zu empfehlen ist! Wir packen aus, genießen einen Cappuccino auf der Terrasse und brechen dann gegen halb drei auf um uns im Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau weitere Informationen und Anregungen zu holen und den weiteren Tag zu planen.
Als wir auf dem kostenpflichtigen Parkplatz ankommen, organisieren wir zuerst den aktuellen Fahrplan der Igel-Busse (Erdgasbusse, die im Nationalpark verkehren) und entscheiden danach den Rest des Tages dem Tierfreigelände zu widmen.
In dem Tierfreigelände leben Tiere, die früher mal im Bayerischen Wald einheimisch waren oder es immer noch sind. In großen Freigeländen oder Volieren, die den Tieren jederzeit die Möglichkeit bieten vor den Augen der Betrachter zu entfliehen, werden Tiere gehalten, die entweder in Gefangenschaft geboren oder aber seit kleinauf an den Menschen gewöhnt sind. Die Abendstunden und die frühen Morgenstunden sollen die besten Beobachtungsmöglichkeiten bieten. So machen wir uns also auf den 7 ½ km langen Rundweg, der auf bequemen Schotterwegen verläuft. Meine Kamera habe ich wie auch in den darauffolgenden Tagen natürlich immer dabei, ein 300mm Objektiv ist in diesem Falle Pflicht. Leider liegen die meisten Beobachtungsplätze für die Tiere eher im Wald und da sich während unseres Spazierganges der Abend langsam über das Land legt, wird die Belichtungssituation gerade bei sich schnell bewegenden Tieren, wie den Frischlingen kompliziert.
Wir haben Glück, außer dem Luchs und dem Fischotter können wir alle Tiere lange und ausdauernd beobachten, ein Rudel Wölfe zieht seine Revierrunden, die immer wieder am Aussichtsturm vorbei führen und zwei Bären fechten in der Abendsonne freundschaftliche Ringkämpfe aus. Nach guten drei Stunden ist meine Speicherkarte übergelaufen und auch unsere Köpfe sind voller neuer Eindrücke.
Der Abend gestaltet sich sehr kurz, nach dem Essen planen wir noch eben die Wanderungen der nächsten Tage und dann fallen wir auch schon todmüde ins Bett.
20.09.2005
Tour Nr. 19 mit Abstecher zu den Risslochfällen
Länge: 18 km
Anstieg: 1000 m
Kurz vor acht klingelt der Wecker und pünktlich zur selben Zeit liegen auch die Brötchen des Brötchenservice einer ortsansässigen Bäckerei auf der Bank vor der Terassentür. Nach einem ausgiebigen Frühstück verstauen wir die restlichen Brötchen zusammen mit Wasserflaschen und Äpfeln als Proviant im Rucksack und fahren eine gute Viertelstunde zum Arbersee. Auf dem direkt an der Straße gelegenen Wanderparkplatz lassen wir das Auto stehen und brechen um viertel nach neun zu unserer ersten großen Tagesrundwanderung auf, die uns als einzige Wanderung in diesen Tagen nicht in den Nationalpark führt, sondern zum höchsten Gipfel des Naturparks Bayerischer Wald, dem 1456m hohen „Großen Arber“.
Um diese Zeit ist es noch ruhig am Arbersee und relativ menschenleer. So können wir auf dem kurzen Rundgang um den idyllischen See ganz die Ruhe der Berglandschaft ringsumher genießen und brauchen auf dem manchmal doch recht schmalen Wanderweg nur selten entgegenkommenden Menschen auszuweichen. Der Blick auf die bewaldeten Berghänge raubt einem den Atem und die Berge spiegeln sich ebenso wie der Himmel in dem klaren Wasser des Bergsees wider. Im hinteren Teil des Sees ruhen große zusammenhängende Seegrasflächen auf dem ruhigen Wasser und Wasservögel ziehen ihre Kreise auf dem See.
Wieder an der Gaststätte am Ostufer des Sees angekommen wenden wir uns rechts und beginnen einen sanften Aufstieg durch den Wald. Der Weg führt zu Beginn über leicht wurzeligen Waldboden und kreuzt dann mehrfach Forstwege. Schließlich folgen wir einem von ihnen und wenden uns dann links fort von dem im Wanderführer beschrieben Weg, da wir noch die in der Nähe liegenden Risslochfälle besuchen möchten. Der dichte Wald lichtet sich und die Bäume stehen in größeren Abständen zueinander, der ebene Weg hat einen sanften, angenehmen Untergrund. Dann beginnt der Abstieg zu den Risslochfällen. Von 1220 m Höhe fallen wir auf noch recht angenehmen Wanderwegen schnell auf die 950m der Risslochfälle. An einer Kreuzung laufen wir kurz in die Irre, da die Wanderkarte an dieser Stelle eine kleine Ungenauigkeit aufweist, bald sind wir aber wieder auf dem richtigen Weg. Um viertel nach zwölf hören wir das erste Rauschen der Risslochfälle, dem höchsten Wasserfall des Naturparks Bayerischer Wald. Das Wasser rauscht über die steilen Felswände hinab, stürzt dann unter der Brücke, auf der wir stehen, her um schließlich über mehrere Kaskaden langsam ruhiger zu werden und sich mit dem Wasser des Schwellbachs zu vermischen. Ein schönes Schauspiel und ich kann mich wieder ganz dem Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit hingeben, das bei Wasserfällen so schön zum Tragen kommt.
Wir machen am Wasserfall Pause, genießen das Rauschen und den Anblick des schäumenden Wassers, während wir hungrig unsere Brötchen vertilgen. Um ein Uhr geht es weiter, diesmal bergauf. Der Weg zum großen Arber zieht sich, von den Risslochfällen aus sind es ganze 500m Anstieg, der auf einer Länge von 3,5 km zu bewältigen ist. Zu Beginn ist der Anstieg noch moderat und der Weg bequem, bald jedoch wird der Untergrund immer steiniger und wurzeliger, dann dabei noch steiler, bis schließlich kurz vor dem nicht abzusehenden Ende das ganze in eine Steintreppe übergeht, deren steilen Stufen zu weit auseinanderliegen, als das man sie als bequem hätte bezeichnen können.
Ausgelaugt und kaputt gelangen wir beim Richard-Wagner-Kopf auf den Gipfel, verschnaufen und gelangen dann langsam an hässlichen militärischen Einrichtungen vorbei zum Gipfelkreuz. Der Ausblick entschädigt einen aber gleich und alle Strapazen sind vergessen, als wir immer noch etwas außer Atem über grüne dicht bewaldete Hänge und Berge schauen.
Auf der anderen Seite des Gipfels, ein wenig bergab sehen wir die Gondelbahn, die eine ganze Reihe von Touristen nach oben bringt. Direkt daneben zwei Lokale die uns zur Rast einladen und zu sehr fairen Preisen eine Orangenlimonade und eine Maß bayerischen Bieres für uns anbieten.
Um 16:30 fährt die letzte Gondel ins Tal und daher leert sich der Gipfel sehr rasch, wir bleiben noch einen Augenblich sitzen um die Ruhe zu genießen, dann schließt auch schon das Lokal und wir machen uns auf den Heimweg.
Der Rückweg ist zu Beginn noch steiler, steiniger und enger als der Hinweg, wenigstens geht es dieses Mal bergab. Den Wegesrand säumen große Gesteinsbrocken, auf denen sich Bäume niedergelassen haben und sich mit wunderbaren Wurzelkonstruktionen festhalten.
Nach kurzer Zeit kommen wir auf eine befestigte Fahrstraße und gelangen auf dieser schnell und sicher zurück zum Parkplatz. Am Arbersee ist auch nicht mehr allzu viel Betrieb und glücklich und zerschlagen machen wir uns auf die Heimfahrt.
21.09.2005
Tour Nr. 11
Länge: 18 km
Anstieg: 860 m
Nachem wir gestern den höchsten Gipfel des Naturparks erklommen haben, wollen wir uns heute an dem höchsten Gipfel des Nationalparks versuchen, der mit seinen 1453m auch gleichzeitig der zweithöchste Gipfel des Naturparks ist.
Mit dem Auto geht es zur gewohnten Zeit zum „Park-and-Ride“-Platz in Schönau, von dem aus uns der Igelbus zum „Gfäll“ bringt. Die Station liegt am Fuße des Rachels, und ist der optimale Ausgangspunkt für Wanderungen in dieser Gegend. Ausgeschildert sind vom Nationalpark aus zwei Wege, der Specht und der Auerhahn, beide führen zum Rachelsee, der Specht über die Racheldiensthütte, der Auerhahn über das Gfäll und den Rachel. Wir wollen beide Wege miteinander verbinden, wie es auch in dem Rother-Wanderführer vorgeschlagen wird. Während sich der Großteil unserer Mitreisenden nach links gen Rachel wenden, wandern wir zuerst rechts in Richtung Racheldiensthütte. Auch wenn sich die Menschenmenge in dem großen Gelände verliert, begegnen wir doch deutlich mehr Menschen als gestern, auch ein paar größere Wandergruppen sind unterwegs. Im Sommer muss der Rachelsee mit bis zu 1000 Besuchern am Tag wohl ein überfülltes Highlight von Mutter Natur sein.
Zuerst geht es wieder mal auf bequemen Wald und Schotterwegen fast eben voran und schnell bringen wir so die ersten Kilometer hinter uns. An dem Treffpunkt von Auerhahn und Specht biegen wir in Richtung Racheldiensthütte auf den Specht ab und von nun an geht es bis zur Hütte bergab, wohl wissend, das wir alles auch wieder hinaufklettern müssen. Die Racheldiensthütte ist mit 870m der tiefste Punkt unserer heutigen Tour und direkt hinter ihr biegen wir links auf einen steigenden Pfad ein, der uns über die Felsenkanzel (ein Aussichtspunkt) auf steinigem, unebenem Untergrund zum Rachelsee bringt.
Der Wald lichtet sich plötzlich und wir stehen am Ufer des recht kleinen Rachelsees, der sich dicht an die majestätischen, fast schon schroffen Bergwände des Rachels schmiegt. Hoch über ihm thront auf halber Höhe zum Rachel die Rachelkapelle auf einer vorwitzigen Felszacke.
An den Hängen sieht man nicht wie am Arbersee grüne Tannen, sondern wie schon auf dem Weg hierhin große Abschnitte mit abgestorbenen Baumgerippen, die ihre toten Äste zum Himmel recken. Der Wald hat hier vor einigen Jahren einen großen Borkenkäferbefall miterleben müssen. Die Parkverwaltung hat getreu ihrem Motto nichts unternommen und lässt den Wald von unten wiederkommen, was zur natürlichen Verjüngung des Waldes beiträgt. So sieht man es am Boden dieser eindrucksvollen kargen Landschaft grün sprießen und unendlich viele junge Laub- und Nadelbäume nachkommen.
Nun beginnt der eigentliche Anstieg zum Rachel. Der erste Abschnitt zur Rachelkapelle geht noch recht schnell und locker von den Beinen, ausgeruht durch die Rast am schönen See. Die kleine Holzkapelle mit ein paar aus Holz geschnitzten Heiligenbildchen offenbart einen schönen Blick auf den See und lädt zum Verweilen ein. „Leider“ müssen wir weiter, der steinerne Anstieg wird immer steiler und die Steinstufen immer höher. Eine kurze Zeit können wir beim Aufstieg verschnaufen, der Weg führt über den Bergrücken eben dahin, erneut durch eine karge, fast wie verwüstet aussehende Landschaft, wäre dort nicht das dichte bodennahe Grün der neusprossenden Bäume. Zurückblickend kann man weit nach Tschechien hineinschauen, auch hier haben die Borkenkäfer deutlich ihre Spuren hinterlassen.
Dann geht es zum letzten Anstieg auf den Gipfel, anstrengend, die Luft raubend, steil und steinig. Dann sind wir oben am Gipfelkreuz, die Aussicht entschädigt uns aufs neue für die Plackerei.
Zurück geht es an einem Gasthaus vorbei über eine sich lang hinziehende Forststraße mal leicht abfallend, dann etwas steiler bis zum Gfäll.
Eine Station fahren wir mit dem Bus nur weiter bis zum Seelensteig. Dies ist ein 1,3 km langer Rundweg auf Bohlenbretter, die über die unberührte Vegetation des Waldes gebaut wurden, um dem Menschen Einblicke in eine unberührte Natur bieten zu können.
So kriegen wir in aller Ruhe noch den letzten Bus zurück nach Spiegelau und der Abend fällt wieder mal sehr kurz für uns aus.
22.09.2005
Tour: Lusenrundwanderung „Luchs“, Ortserkundung: Zwiesel
Länge: 4,5 km
Anstieg: 250 m
Heute wollen wir es gemächlicher angehen lassen, schließlich sind wir zur Erholung hier. Wir schlafen eine Stunde länger und fahren dann mit dem Auto bis zum ersten Park-and-Ride-Platz in Waldhäuser. Von hier sind es nur ein paar Stationen bis zum Lusenparkplatz, die Zufahrtstraße ist aber wochentags von 8-16 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Der Bus ist sehr voll, der kleine Rundgang über den Lusen-Gipfel anscheinend sehr beliebt. Für größere Touren stehen auch Wanderungen vom Lusen zum Rachel zur Verfügung.
Auf dem sogenannten Sommerweg geht es mit dem „Luchs“ zum Lusen hoch, zuerst wieder auf einer gut ausgebauten Forststraße, man sieht den kahlen Granitkopf des Lusen schon vor sich liegen. Dann beginnt die „Himmelsleiter“, erneut ein steiniger und steiler Aufstieg, der aber nur von kurzer Dauer ist, dann passieren wir die Grenze der Vegetation, da die Granitsteine keine Vegetation zulassen. Wir klettern über einen mehr gedachten als wirklich vorhandenen Weg die letzten Meter zum Gipfelkreuz empor und genießen mit vielen anderen Leuten zusammen in der warmen Mittagssonne die Aussicht. Direkt am östlichen Fuß des Lusen beginnt die Tschechische Grenze und wir können den Grenzpfad sehen. Der Wind pfeift an dieser Seite kräftig über die Granitsteine und wir flüchten uns auf die andere sonnenbeschienene Seite.
Nachdem wir vom Granitkopf wieder abgestiegen sind, kommen wir an einem Gasthaus vorbei und von hier aus zieht sich eine steile geschotterte Fahrstraße als „Winterweg“ wieder zurück zum Parkplatz.
Jetzt fahren wir in die Innenstadt von Zwiesel, wollen doch wenigstens etwas den Ort erkunden, in dem wir eine Woche lang zu Gast sind. Angekommen in dem, was man Innenstadt nennt, sind wir schnell enttäuscht. Eine Fußgängerzone gibt es gar nicht, der Verkehr rollt laut und stinkend durch die Haupteinkaufsstraße, kleine unscheinbare Geschäfte liegen nebeneinander. Wenigstens eine gute Eisdiele gibt es. Der Kurpark (schießlich ist Zwiesel Kurort) ist klein und wird nur dadurch attraktiv, dass hier der „kleine Regen“ und der „große Regen“ zum „schwarzen Regen“ zusammenfließen, aber auch im Park hört man die gesamte Zeit das Dröhnen der Autos. Etwas abseits der Hauptgeschäftsstraße sind die meisten Häuser ziemlich heruntergekommen und zeugen von einer schlechten wirtschaftlichen Situation, der Tourismus und die Glasbläserei scheinen hier die einzigen profitablen Geschäftszweige zu sein.
Wir besuchen noch die katholische Kirche und die kleine, aber umso schönere Dorfkapelle, in der einem leider ein Gitter den Einlass versperrt.
Am späten Nachmittag sitzen wir dann auf der Terrasse und genießen Karten schreibend die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
23.09.2005
Tour Nr. 13
Länge: 22 km
Anstieg: 580 m
Der Wecker klingelt wieder um kurz vor acht, heute steht nach Kilometern der längste Marsch auf dem Programm, auch wenn der Anstieg dafür recht milde ausfällt.
Mit dem Wagen geht es nach Buchenau, einem kleinen Ort an westlichen Rand des Nationalparks. Hier finden wir nach kurzer Suche den Wanderparkplatz und folgen einem Bach durch noch taufeuchtes Gras. Der Himmel über uns ist zwar schon strahlend blau, aber im Wald ist es noch kalt und feucht, so dass wir fast froh sind, als der Weg langsam ansteigt und uns dadurch wärmer wird. Das erste Drittel der Wanderung führt fast ausschließlich über Teer- oder Schotterstraßen, trotzdem ist die Natur um uns herum wunderbar, und obwohl wir kaum Vögel oder Schmetterlinge, geschweige denn größere Tiere sehen, wirkt der Wald auf ganz eigene Art und Weise lebendig und wach. An einer Abzweigung folgen wir der Beschreibung im Wanderführer und verlassen den markierten Wanderweg um einen absteigenden Waldweg zu einem rauschenden Bach zu nehmen. Leider finden wir keinerlei Möglichkeit diesen Bach zu überwinden, genaue Angaben finden wir auch im Wanderführer nicht. So bleibt uns nichts über als den gleichen Weg wieder zurück hoch zu steigen und unsere Wanderung auf der Schotterfahrstraße fortzusetzten. Bald danach biegen wir nach links ab und nähern uns dem, durch einen Wolf gekennzeichneten Rundweg Schachten & Filze, dem wir ein Stück folgen wollen.
Als Filze werden hier in der Gegend die Hochmoore bezeichnet, als Schachten große Lichtungen, die im 17. Jahrhundert von Bauern illegaler Weise zur Viehhaltung angelegt wurden und bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch benutzt wurden. Heute sind die Schachten die einzigen Areale im Kerngebiet des Nationalparks, wo noch Hand angelegt wird, denn aus historischem Grund wird ein Zuwachsen dieser sonnenüberfluteten Lichtungen verhindert.
Die „Kohl-Schachten“ sind die ersten, die wir auf unserer Wanderung besuchen, plötzlich teilt sich der Wald und durch zwei Tannen als Torwächter schreitend blicken wir plötzlich und überraschend auf ein großes Wiesenareal, mit hoch wachsendem Gras bedeckt und hier und da von alten knorrigen Bäumen bewacht. Die Sonne scheint warm auf uns und die Wiesen und der Anblick ist wunderschön!
Wir durchqueren langsam und genießend diese stille Pracht und kommen am anderen Ende zu einem Holzsteg, der uns sicheren Fußes über den Latschenfilz bringen soll. Latschen bezeichnet eine niederwüchsige Form der Kiefer, die hier zu Hauf anzutreffen ist. So morastig sieht der Untergrund gar nicht aus, wie wir später lesen, ist der Steg auch eher zum Schutz der Vegetation angelegt, als das wirklich die Gefahr des Versinkens drohte. Ein kurzer Abstecher bringt uns zum idyllisch gelegenen Latschensee, einem kleinen Hochmoorsee, wiederum von Kiefern umsäumt.
Durch dichten Wald, unterbrochen durch zwei Schachten, führt uns der weitere Weg. Auf den „Hoch-Schachten“ machen wir Rast, der Blick gleitet immer wieder über die warmen Grasfarbtöne, die alten urigen Bäume, hoch zum „Großen Arber“, der in weiter Ferne zu sehen ist. Wir überqueren die „Alm“ und kommen an dem „Verlorenen Schachten“ vorbei auf den „Judenweg“, eine ausgefahrene Schotterpiste, die nicht unweit unserer Stelle über die Grenze führt. Von hier aus haben wir den ersten und einzigen Blick von oben auf die Talspeere Frauenau, die sich groß und still wunderbar in diese Gegend einfügt. Über die Schotterpiste geht es aus dem Nationalpark hinaus zur geteerten Straße, die an der Talsperre vorbeiläuft. Von dem der Sperre abgewandtem Ufer haben wir einen schönen Blich über die gesamte Wasseroberfläche, die unter dem stahlblauen Himmel so wunderbar leuchtet. Der Weg an der Talspeere entlang ist etwas eintönig und zieht sich, der Blick auf das Wasser und das gegenüberliegende Ufer wird fast die gesamte Zeit von Bäumen versperrt, auf der asphaltierten Strecke stören Rennradfahrer und Inline-Skater das unbeschwerte Wandervergnügen. An der Staumauer angekommen, können wir zum Rachel blicken, ein interessanter Mix aus Borkenkäfer geschädigtem Totholz und saftigen Hängen erfreut das Auge.
Von der Talsperre aus kommen wir über eine Schotterstraße durch eher landwirtschaftlich geprägte Landschaften zurück nach Buchenau.
Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir wieder auf der Terrasse unserer Ferienwohnung in Zwiesel.
24.09.2005
Tour: Ortserkundung Frauenau, Bayerisch Eisenstein
Länge: Spaziergang
Anstieg: zu vernachlässigen
Leider ist gestern die Blase an Marias rechter Ferse aufgegangen, sodass sie in keinen Schuh hineinkommt. Wir verwerfen unsere Pläne einer Tour zum „Großen Falkenstein“ und dem „Höllbachgspreng“ also und bleiben lieber noch etwas liegen. In ihren Sandalen ohne Hackenriemen kann sie dann doch etwas laufen, so dass wir uns die Örtchen „Frauenau“ und „Bayerisch Eisenstein“ anschauen. Frauenau ist eine traditionelle Glasbläserstadt, die Produkte der heimischen Kunst hauen uns aber nicht gerade vom Sockel. Das Glasmuseum hat mit 5,- € pro Erwachsenen auch nicht gerade besucherfreundliche Eintrittspreise und so schenken wir uns den kulturellen Ausflug. Ansonsten ist Frauenau ein beschauliches, kleines Örtchen mit schöner barocker Kirche. In einer halben Stunde ist aber auch alles gesehen, was es so zu sehen gibt und wir fahren weiter nach Bayerisch Eisenstein. Dieses ist noch kleiner und hätte wohl gar keine Bedeutung, wäre es nicht Grenzstadt zu Tschechien. So nutzen wir die nahe Grenze um einmal billiger zu tanken und für meinen Bruder Zigaretten mitzubringen. Leider hat der Tankwart an der ersten Tankstelle nach der Grenze anscheinend unser Essener Kennzeichen gesehen und da wir wirklich keine Ahnung vom Umtauschkurs haben, zieht er uns - wie wir später merken sollen - bei der Bezahlung mit Euros kräftig über den Tisch. Im Endeffekt bezahlen wir für den Sprit genauso viel wie in Deutschland, die Zigaretten sind zwar immer noch ziemlich günstig, aber trotzdem acht Euro teurer, als sie eigentlich gewesen wären.
Zurück in Zwiesel gehen wir noch einmal in den Ort, schauen uns das Waldmuseum an (klein, aber ganz nett) und essen einen Eisbecher. Dann machen wir es uns auf der Terrasse bequem und ich probiere das Zwieseler Dampfbier, ein sehr malziges Bier mit wenig Kohlensäure.
Am Abend müssen wir dann auch schon wieder packen, denn morgen steht die Heimreise an, die problemlos und ohne Staus in sieben Stunden über die Bühne gehen soll.