Der Schluchtensteig 2010 (Südschwarzwald)

117 km und ca. 3200 Höhenmeter

Allgemeine Informationen

Der folgende Reisebericht beschreibt unsere Wanderung über den Schluchtensteig im Südschwarzwald. Entgegen der Wanderung über den Malerweg haben wir uns dieses Mal für einen festen Wohnsitz auf der Hälfte der Strecke am schönen Schluchsee entschieden und sind in der Ferienwohnung Kaltenbach sehr gut untergekommen und freundlich empfangen worden. Wenn ich von „wir“ rede, meine ich übrigens meine Freundin Maria und mich. Die einzelnen Etappen haben wir an Hand des günstigen Reiseführers „ Der Schluchtensteig“ vom Schwarzwälder Tourismusbüro geplant. Wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzen muss um nach einer Etappe wieder zum Auto zurückzukommen oder vom Auto zum Ausgangspunkt der Etappe gelangen will, bietet sich die Aufteilung der 6 Etappen in 7 Etappen an. Dieses ist in der Broschüre schön beschrieben mit Auszügen der Busfahrpläne. Schwierigkeiten oder Besonderheiten, zum Beispiel wenn es sich anbietet Etappen in der anderen Richtung zu beschreiten, sind im Einzelnen in meinem Bericht erläutert. Der Schluchtensteig ist insgesamt gut ausgeschildert, an ein oder zwei Ecken könnte es aber noch besser sein. Zusätzliches Kartenmaterial ist nicht unbedingt erforderlich, hat uns einmal aber gute Dienste geleistet. Für eine Wanderkarte eigentlich im Maßstab zu groß, aber den gesamten Bereich abdeckend, haben wir uns für die Kompass-Karte „Südblatt Schwarzwald“ im Maßstab 1: 75 000 entschieden. Bei größeren Maßstäben muss man schon wieder meist 3 Karten kaufen. In der Kurtaxe von 2,- € pro Tag / Erwachsenen ist die sogenannte „Konus-Karte“ enthalten. Mit ihr kann man alle Busse und Bahnen der regionalen Verkehrsverbünde kostenlos benutzen, endlich mal eine sinnvolle Einrichtung!


17.06.10 Anreise und Etappe 4 Lenzkirch – Schluchsee-Aha

(10km, ca. 400 Höhenmeter, Wanderzeit: 2:45 Stunden)

Der Wecker reißt uns um 05:30 Uhr aus unserem tiefen Schlaf. Bei schönem, sonnigem, aber zu früher Stunde noch kühlem Wetter brechen wir um 06:10 Uhr aus Bochum auf. Über die A45 und anschließend die A5 geht es gen Süden. Kurz vor Frankfurt stoppt uns nicht nur der erste Stau sondern gleichzeitig geht der blaue, sonnige Himmel auch in eine graue Wolkenwand über, die schließlich erste kräftige Regenschauer auf uns niederlässt. Die A5 ist eine einzige Baustelle und so schreitet die errechnete Ankunftszeit unseres Navigationsgerätes unerbittlich weiter. Bei Freiburg verlassen wir die Autobahn und biegen in den wolkenverhangenen Schwarzwald ab. Am Titisee vorbei und über den Feldberg erreichen wir den Schluchsee. Unsere Unterkunft liegt direkt bei der Ortseinfahrt und um 12:40 Uhr fahren wir in die Hofeinfahrt. Wir packen schnell unser Auto aus und ziehen unsere Wanderklamotten an um zu unserer ersten Tour aufzubrechen. Über kurvige Straßen erreichen wir Lenzkirch und stellen das Auto auf dem kostenlosen Parkplatz am Kurpark ab. Unser erstes Ziel gilt der Ortskirche, die wir einer kurzen Inspektion unterziehen. Dann biegen wir am Kurpark ab in den meist gut ausgezeichneten Schluchtensteig. Die grüne Raute mit dem stilisierten Fluss in der Mitte soll für die weiteren Tage unser stetiger Begleiter sein. Rasch erreichen wir den Ortsausgang und steigen über einen Feldweg durch saftiges Grün zum Geologiepark. Dieser schön gestaltete Rastplatz hoch über Lenzkirch bietet nicht nur einen tollen Blick über das Tal, sondern neben einer Informationstafel auch zahlreiche verschiedene Gesteinsbrocken aus der Region. Durch dichten Nadelwald erreichen wir schnell das romantische Schwendetal. Neben uns mäandert sich die Schwende durch das Tal und das Gluckern und Glucksen des Flusses vereint sich in einer wundervollen Symphonie mit dem Vogelgezwitscher und den Geräuschen des Waldes. Sanft steigen wir über Schotterwege durch die herrlichen Wiesen an, begleitet von den neugierigen Augenpaaren der Schafe und Kühe. Große einzelne Bäume und Baumgruppen bieten dem Auge immer wieder Ruhepunkte. Auf halbem Weg durch das Tal liegt links die Cyriakskapelle, eine gepflegte und schön ins Tal eingebettete Kapelle, deren Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückgehen. Kurz hinter der Kapelle kommt eine kleine Ansammlung von Höfen und Häusern, hier sehen wir seit dem Verlassen von Lenzkirch auch den einzigen Menschen auf dem ganzen Weg. Dem nächsten sollen wir dann erst wieder kurz vor Schluchsee begegnen. Nach den Häusern beginnt der eigentliche, anstrengende, steile Anstieg nach Fischbach. Auf der Hälfte der Steigung legen wir auf einem Holzstoß eine kurze Rast ein. Die Sonne kommt immer wieder durch die dichte Wolkendecke, die Luftfeuchtigkeit steigt und die Luft ist schwül. Schweißgebadet erreichen wir die Kuppe und folgen dem Weg über eine lupinenbedeckte Wiese nach Fischbach. Ab und an streicht ein kühler, angenehmer Luftzug um uns. In Fischbach überqueren wir die Straße, die von Schluchsee nach Lenzkirch führt und steigen auf der anderen Seite dieses Mal deutlich milder an um die Kuppe der Bergkette zu erreichen. Nach einem kurzen Abstieg machen wir einen kleinen (200m), lohnenswerten Abstecher zur Kuppe des Bildstein. Diese freie Felskuppe zieren drei Rastbänke und der Blick über den Schluchsee und bis zum Feldberg ist selbst bei diesem verhangenen Himmel beeindruckend. Der Feldberg liegt in dunklen, bedrohlichen Wolken und erstes Donnergrollen dröhnt zu uns herüber. Nach dem Bildstein folgt ein schneller, teils steiniger und steiler Abstieg durch kühlen, dunklen Nadelwald. Nach dem Kreuzen einer Forststraße versperrt uns ein rotes Absperrband den Weg: Forstarbeiten. Es ist natürlich weder eine „Umleitung“ ausgeschildert, noch hängt eine Karte zur Orientierung. Unsere Wanderkarte liegt gut und sicher im Auto. In Anbetracht des zunehmenden Donnergrollens übersteigen wir einfach die Absperrung und folgen dem ausgeschilderten Weg ins Tal. Kurz vor Erreichen des Schluchsees kommen wir tatsächlich durch ein Areal mit Unmengen von abgeholzten Tannen. In einem Bauwagen sitzen die Waldarbeiter. Sie sprechen uns aber nicht an und so schauen wir, dass wir die „Gefahrenzone“ schnell verlassen. Kaum sehen wir den Schluchsee auf gleicher Ebene mit uns liegen, kommen die ersten dicken Regentropfen vom Himmel. Eigentlich hatten wir vor, von Schluchsee-Aha, wo wir auf den See treffen, die 4km nach Schluchsee weiter zu wandern. Auf Grund des einsetzenden Regens entscheiden wir uns aber für die stündlich verkehrende Bahn (immer 07 Minuten nach voll). Wir retten uns in geringem Regen noch eben auf den Bahnsteig. 5 Minuten später prasselt ein heftiger Schauer auf das Wellblechdach des Unterstandes. Die Bahn fährt nur 4 Minuten durch den strömenden Regen und am Bahnhof in Schluchsee erreichen wir noch den wenige Minuten später fahrenden Bus nach Lenzkirch (der letzte für diesen Tag). So können wir das Auto doch noch heute abholen, eigentlich war geplant es am nächsten Tag im Rahmen der nächsten Etappe abzuholen. Auf der Busfahrt nach Lenzkirch und der anschließenden Autofahrt zurück öffnet der Himmel nun endgültig seine Pforten, auf den Straßen steht das Wasser und die Scheibenwischer kommen selbst auf höchster Stufe nicht gegen die Fluten an. Fast trocken kommen wir so in der Ferienwohnung an, eine heiße Dusche tut trotzdem gut. In der kleinen, aber ausreichend ausgestatten Küche bereiten wir dann ein Abendessen zu und lassen anschließend den Tag ausklingen.


18.06.10 Etappe 3 Lotenbachklamm - Lenzkirch

(15km, ca. 300 Höhenmeter, Wanderzeit: 5:40 Stunden)

Die Nacht hat es durchgeregnet und auch morgens um 8 Uhr, als ich mich auf dem Weg zu dem nahen Bäcker mache, erwartet mich ein bedeckter Himmel und feiner Nieselregen. Dies hält uns aber nicht ab um nach einem ausgiebigen Frühstück ins Auto zu steigen und wieder zum knapp 15 Minuten entfernten Lenzkirch zu fahren. Dort steigen wir um 09:50 Uhr in den Bus, der uns zur Lotenbachklamm bringt. Die Lotenbachklamm gehört als Nebenschlucht der Wutach offiziell zwar nicht zum Schluchtensteig, wird aber vom Reiseführer als Einstieg in diese Etappe wärmstens empfohlen, nicht nur weil der Bus eben hier hält. Bei Nieselregen finden wir den gut ausgeschilderten Einstieg in die Klamm und werden gleich von einem donnernden, durch die Regenfälle der letzten Tage noch reißender gewordenen kleinen Fluss empfangen. Auf glitschigen Steinen auf teils überschwemmten schmalen Wegen geht es das Tal hinab. Der Fluss windet sich durch enge Gesteinsformationen, fällt über multiple Kaskaden immer wieder in abenteuerlicher Geschwindigkeit hinab und das Tosen übertönt die eigenen Worte. Von den steilen Berghängen links und rechts kommen ständig neue Wasserströme, teils als kleine Rinnsale, teils als hohe und kräftige Wasserfälle und verstärken den Fluss. Der Weg führt immer wieder über Brücken und in den Hang gehängte Holzstege. Die imposanteste Stelle findet sich im letzten Drittel des Weges, als der Hauptfluss wieder einmal einen Höhenunterschied rasant herabstürzt, während wir daneben direkt an einem hohen Wasserfall vorbeigehen. Die Gicht spritzt uns ins Gesicht, ein toller Augenblick. Das Wetter meint es einigermaßen gut mit uns, über einen leichten Nieselregen kommt der Niederschlag nicht hinüber. Dann erreichen wir den Zusammenfluss des Lotenbachs mit der Wutach und damit auch nach zwei Kilometern bei der Schattenmühle den Schluchtensteig, dem wir Richtung Lenzkirch folgen. Ein steiler Anstieg über unbequeme Stufen bringt uns schnell hoch über die Wutach, die im Tal dahindonnert. Über breite Waldwege folgen wir dem Tal und steigen langsam zur Höhe hinauf. Plötzlich breitet sich eine große Lichtung vor uns aus, sogar ein bestelltes Feld bietet einen interessanten Kontrast zu der sonst so wilden Landschaft. Wir folgen den Ackerwegen aber nur kurz und biegen nach links ab in die Wälder des Fürsten zu Fürstenberg. Wälder kann man zu diesem Areal eigentlich gar nicht sagen, haben hier doch große Flächen unserem Reiseführer zu Folge 1999 bei einem verheerenden Sturm großen Schaden genommen. Eine Aufforstung findet nicht gezielt statt und so bildet sich das schöne Bild eines jungen, sich entwickelnden Mischwaldes, durchbrochen von vielen entwurzelten oder gesplitterten Stämmen. Bald erreichen wir das Räuberschlössl, eine geschützte 80m über der Wutach thronende Gesteinsformation, die wohl über lange Zeit allerlei Gesindel Schutz geboten hat. Nur wenige Meter weiter stehen wir passender Weise vor einer historisch bedeutenden Holzbrücke, die bereits im Mittelalter einen wichtigen Handelsweg über die Wutach darstellte. Langsam geht es sanft bergab und die Wutach, der wir stromaufwärts folgen, steigt ebenso langsam zu uns empor, sodass wir bald fast auf einer Ebene sind. Nach einer Kurve staut sich die Wutach vor einem Wehr. Hier fördert noch immer eines Deutschlands ältester Flusskraftwerk Strom. Ein paar Steine laden zur Rast ein, der Regen hat mittlerweile vollständig aufgehört. Der Weg wird jetzt schmaler und feuchter, die von rechts den Hang hinab kommenden Wassermassen überschwemmen ihn fast vollständig. Gutes Schuhwerk ist hier Gold wert. Der Weg entfernt sich dann durch dichten Wald etwas von der Wutach um aber nur kurz darauf wieder ins Tal zu stoßen. Jetzt folgen wir der etwas sanfteren Wutach direkt am Ufer auf schmalem, aber leicht zu begehendem Waldweg. Dann erreichen wir den Zusammenfluss der Gutach („gute Ach“) und der Haslach, die zusammen die Wutach („wütende Ach“) bilden. Der Schluchtensteig verlässt damit das Wutachtal und ein steiler Aufstieg bringt uns ins Haslachtal. Hier erwartet uns ein kurzer Weg durch das schmale, steile Haslachtal über Fels und Stein, in den Fels gehängte Holzbrücken und steile Stufen. An einer Stelle ist der schmale Weg auf 3 Schritten Länge bereits zur Hälfte ins Tal gerutscht und auch die andere Hälfte sieht nicht mehr vertrauenerweckend aus. Aber ein Zurückgehen kommt natürlich nicht in Frage. Im weiteren Verlauf verlässt der Schluchtensteig immer mal wieder das Haslachtal um kleineren Nebentälern zu folgen aber immer wieder zurückzukehren. Die Landschaft wechselt zwischen hohen Wiesen mit blühenden Disteln, Skabiose und Margeritten, jungem Mischwald und dichtem, altem und hohem Nadelwald. Wenige Häuser zeigen uns mal wieder ein bisschen Zivilisation die wir aber schnell wieder verlassen um dem Mühlenweg zu folgen. Dieser führt uns entlang eines kleinen Baches zurück zur Haslach. Kurz vor Erreichen der Haslach bietet sich aber noch ein unglaublich toller Anblick. Plötzlich stehen wir vor einer Unterführung, durch die der Bach geleitet wird und der wir ebenfalls am Rand folgen. Lauter und lauter wird das Rauschen und am Ende der Unterführung sieht man keinen weiteren Bachlauf, da hier der Bach in einem imposanten Wasserfall mit vielen Kaskaden herabstürzt. Steil im Zick-Zack steigen wir am Rand des Wasserfalls ebenfalls ins Tal hinab. Jetzt biegen wir nach rechts erneut ins Haslachtal ab und folgen dem Tal über sanfte Wiesen und durch lichten Wald, bis wir kurz vor Lenzkirch einen geteerten Feldweg erreichen. Eine letzte Rast auf einer einladenden Bank am Wegesrand, mittlerweile ist der Himmel aufgerissen und die Sonne scheint auf uns herab. Der letzte Kilometer ist weniger schön. Durch ein Industriegebiet geht es zurück zum Kurpark in Lenzkirch, wo unser Auto auf uns wartet. Zurück in unserer Ferienwohnung genießen wir eine kleine Pause und machen dann noch einen kurzen Weg am Schluchsee entlang ins Dorf. Die Kirche von Schluchsee ist gerade mal 25 Jahre alt und besticht durch eine gelungen Kombination aus moderner Architektur und klassischen Elementen. Ansonsten ist der Ort schnell erkundet und wir freuen uns auf das Abendessen, welches wir auf dem Balkon zu uns nehmen können.


19.06.10 Tills Besuch und Schluchsee-Aha – Schluchsee

(4 km, zu vernachlässigende Höhenunterschiede, Wanderzeit: 1 Stunde)

Heute besucht uns ein ehemaliger Studienkollege von mir, den es mit seiner Familie mittlerweile nach Freiburg verschlagen hat. So haben wir morgens viel Zeit und können gemütlich bis 9 Uhr schlafen und dann in Ruhe frühstücken. Es regnet den gesamten Morgen gleichmäßig vor sich hin und so beschäftige ich mich erst einmal mit meinen Bildern und mit dem Reisebericht des Vortages. Auf 12 Uhr gehen wir dann zum Bahnhof, wo um 12:12 Uhr Till mit seinen beiden Kindern Ben (4) und Lina (2) eintrifft. Seine Frau Anne kann leider nicht mitkommen. Da es weiterhin regnet, schaffen wir es mit den beiden Kleinen gerade mal zur nächsten Bucht, wo eigentlich bei schönem Wetter das Seerundfahrtbötchen abfährt, welches jedoch momentan gut vertäut vor Anker liegt. Wasser zieht bei Kindern ja immer und so vergnügen sich die Beiden am Ufer, während Till mit uns Neuigkeiten austauscht. Als uns allen kalt genug ist, geht es in den Ort in das Cafe am Markt, wo wir zu Kaffee und Kuchen einkehren. Um 15:42 geht der Zug direkt nach Freiburg, die Bahnstrecke verbindet Freiburg mit Seebrugg am Ende des Schluchsees. Damit unsere Beine nicht vollständig einrosten und wir noch etwas Bewegung bekommen, fahren wir noch eine Station bis Schluchsee-Aha mit und laufen unter der nun plötzlich aufreißenden Wolkendecke mit gelegentlichem Sonnenschein die 4 km am Seeuferweg nach Schluchsee zurück. Dann bereiten wir für heute und morgen schon einmal das Abendessen vor, morgen kommt die wahrscheinlich anstrengendste Etappe auf uns zu.


20.06.10 Etappe 7 Wehr - Todtmoos

(23km, knappe 1000 Höhenmeter, Wanderzeit: 6:55 Stunden)

Heute steht die längste und auf dem Papier schwierigste Etappe an. Die eigentliche Wanderrichtung entlang des Schluchtensteigs wäre mit dem Werra-Verlauf von Todtmoos nach Wehr. Da das Werra-Tal im Verlauf deutlich an Höhe verliert, kommen in dieser Wanderrichtung Steigungen von 480 m zusammen. Leider fahren die Busse von Wehr nach Todtmoos sonntags deutlich später los, sodass wir um nicht zu spät mit dem Wandern beginnen zu können, uns für die schwierigere Laufrichtung entscheiden. Optimal wäre es, diese Wanderung an einem Samstag zu unternehmen, hier ist der Busfahrplan günstiger.

So stehen wir bereits um 07:20 Uhr auf und nehmen ein kleines Frühstück mit Dinkelbrot ein, die Bäckerei hat sonntags geschlossen. Als wir fertig sind fahren wir die 35-minütige Strecke über St. Blasien nach Todtmoos um dort um 09:14 Uhr in den Bus nach Wehr zu steigen. Vorher statten wir aber noch der schönen, barocken Wallfahrtskirche einen Besuch ab.

Die Busfahrt durch das enge Werratal nach Wehr dauert eine knappe halbe Stunde und um 09:40 Uhr verlassen wir den Bus um uns auf die Wanderung zu begeben. Vom Bahnhof, dem eigentlichen Endpunkt des Schluchtensteigs, führen uns die reichlichen Ausschilderungen schnell zur kräftig strömenden, breiten Werra. Dann geht es bei trockenem, aber kaltem Wetter unter bedecktem Himmel an der Werra entlang zum Ortsausgang. Von hinten werden wir von einer großen Gruppe Jogger überholt, auch auf dem Sportplatz zur Linken wird zur frühen Stunde schon kräftig Tennis gespielt. Wir verlassen den Ort und steigen an der Hauptverkehrsstraße entlang ein kurzes Stück bergauf um zur Staumauer zu gelangen. Hier wird die Werra kurz vor Wehr zur Energiegewinnung gestaut. Über den Damm verlassen wir das Tal ein Stück und steigen kräftig auf breitem, geschottertem Weg bergan. Nach einer guten Strecke verlassen wir den breiten Weg und es geht steil auf schmalem Waldweg nach oben. Nach einem anstrengenden Weg erreichen wir einen Höhenweg der im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein verläuft. Oftmals ist der Weg eng eingekeilt zwischen der steil aufragenden Felswand auf der linken Seite und der überraschend tiefen Schlucht rechts. Mit den verstreichenden Kilometern wird die Landschaft rauer, vermehrt ragen große Steine und Felsvorsprünge aus dem Wald. Immer wieder kreuzen wir den Hang hinunterfallende Bäche und Rinnsaale. Nach zwei Stunden haben wir bereits acht Kilometer geschafft und nähern uns langsam wieder dem Werratal, das wir nach einem steilen Abstieg eine gute halbe Stunde später an der alten Werratalbrücke erreichen. Die Werra ist hier wilder und rasanter als in Wehr selber. Eine kleine Pause stärkt uns vor dem nächsten Anstieg und eine Informationstafel an dem Parkplatz informiert uns, dass die Urform der Straße durch das Werratal von Todtmoos nach Wehr seit Mitte des 19. Jahrhunderts existiert.

Nun folgt auf der rechten Seite der Werra ein erneuter steiler Aufstieg entlang eines über Kaskaden hinabstürzenden Bergbaches, auf jeder Höhe bilden sich neue faszinierende Wasserformationen. Bemooste Baumstämme überragen den Bach, Farne und andere krautige Gewächse gedeihen hier im feuchten, kühlen Grund. Auf der Höhe angekommen fängt es für wenige Minuten leicht an zu nieseln, dies soll aber der einzige nennenswerte Niederschlag am heutigen Tag sein. Der Weg folgt jetzt vermehrt den Nebentälern und fällt dann zur Werra wiederholte Male wieder ab. Dabei eröffnet er uns selten schöne Aussichten in das langsam weiter werdende Tal, interessante Gesteinsformationen fallen aber immer wieder ins Auge. Der Weg wird nun deutlich breiter und schließlich wandern wir auf einem geschotterten Weg in Richtung Todtmoos-Au. Der Weg bleibt bis zum Ende zu unserem Leidwesen breit und geschottert. In Todtmoos-Au besuchen wir die kleine, gemütliche St. Josef-Kapelle. Es ist immer wieder erstaunlich, wie prunkvoll hier in der Gegend selbst kleinste Kapellen sind. An einem kleinen Tiergehege mit Rehen und Wildschweinen geht es vorbei und wir kreuzen an einem der zahlreichen Sägewerke im Talgrund erneut die Werra. Ein letzter steiler Aufstieg führt uns nach Todtmoos-Schwarzenbach, einer Ansammlung von schönen Schwarzwald-Häusern auf der Alm. Die Kühe weiden auf den saftigen Wiesen, die Glocken klingen über die Höhe. Malerisch! Hinter der Alm geht der Weg wieder in dunklen, kühlen Wald, nach dem schweißtreibenden Anstieg wird uns so kühl, dass wir trotz trockenem Wetter unsere Regenjacken wieder anziehen. Die Temperaturen erreichen mitten im Juni nicht mehr als gefühlte 12° Grad, das Thermometer des Autos gibt uns später recht. Ein leichter, aber kalter Wind tut sein übriges. Die letzten drei Kilometer sind schnell vorbei und wir erreichen hinter einer großen, modernen, imponierenden Kurklinik den steilen Abstieg in den Ort. Glücklich erreichen wir unser Auto und fahren auf kürzestem Weg zurück nach Schluchsee. Eine Dusche später quälen wir unsere müden Glieder noch einmal in den Ort um in der Pizzeria in Bahnhofsnähe ein reichhaltiges und leckeres Mal zu uns zu nehmen.


21.06.10 Etappe 5 Schluchsee-Aha – St. Blasien

(16km, ca. 300 Höhenmeter, Wanderzeit: 5:00 Stunden)

Auch heute Morgen klingelt der Wecker wieder um 07:20 Uhr, dieses Mal gibt es aber wieder leckere Brötchen vom lokalen Bäcker. Dieser ist eine Zweigstelle einer Bäckerei in der Innenstadt, an sechs Tagen in der Woche von 7 – 10 Uhr geöffnet. Unsere Beine sind noch immer etwas schwer und die Knie spüren wir vor allem beim Treppensteigen. Wir machen uns auf den 10-minütigen Weg zum Bahnhof und steigen um 08:42 Uhr in den Zug nach Freiburg. Bereits an der nächsten Station (Schluchsee-Aha) steigen wir wieder aus und folgen dem Schluchtensteig in Richtung St. Blasien. Der Schluchtensteig folgt zuerst über 4 km dem Rundweg rund um den Schluchsee. Am nordwestlichen Ende führt er uns um den Schluchsee herum und dann am westlichen Ufer erst einmal in Richtung Seebrugg. Immer wieder bekommen wir schöne Aussichten auf den See, das Ufer ist abwechslungsreich mal steiler mit Steinen, mal sehr flach mit Buchten und Sandstrand. Dann wendet sich der Weg etwas vom See ab und nach kurzer Zeit erreichen wir eine Vesperstube, den „Unterkrummenhof“. Dort biegt der Schluchtensteig scharf nach rechts ab. Auf weiterhin breitem, leicht befestigtem Weg beginnt nun die eigentliche Steigung der Tour. Auf 3 km Länge werden ca. 200 – 250 Höhenmeter überbrückt, kein Vergleich zu gestern. Der Weg führt abwechslungsreich durch dichten Nadelwald und teils auch lockeren Mischwald. An manchen Stellen sind Schneisen in den Wald geschlagen und es ergeben sich grandiose Blicke auf das Tal des Schluchsees. Der am Morgen noch blaue Himmel mit leichten Wolken bezieht sich zunehmend, es soll aber den gesamten Tag trocken wenn auch sehr kühl bleiben. Auf dem Weg zum Gipfel kommen wir in Oberkrummen vorbei, ein idyllisches kleines Tal, welches einst eine große landwirtschaftliche Bedeutung hatte, von der heute nur noch eine hübsche kleine Steinbrücke über den Talbach zeugt. Gleich hinter dem Tal steigt der Weg wieder an und wir erreichen schließlich das Krummenkreuz. Auf dem geographischen Höhepunkt des Schluchtensteigs (1148 Meter über NN) steht neben einem einfachen Holzkreuz und einer Schutzhütte auch ein kleiner Brunnen, aus dem eiskaltes und glasklares Bergwasser plätschert. Durch dichten Wald geht es nun zum Muchenland, einem Hochtal mit vier Höfen. Auf den grünen Hochweiden stehen ein paar Kühe, die Vögel tauchen das sanfte Tal in stimmungsvolle Klänge. Durch den Blasiwald erreichen wir dann mit nur geringer Steigung eine Hochebene, deren wild blühende Heide übersät ist mit Blaubeersträuchern. Ein paar einzelne Bäume oder Baumgruppen bieten dem Auge Abwechselung. Wir müssen ein paar stromführende Weidezäune übersteigen und schon finden wir uns neben friedlich weidenden Kühen wieder, bevor wir eine lose Häuersansammlung namens Althütte durchqueren. Auch hier steht eine kleine, aber toll ausgestaltete Dorfkapelle, die dem heiligen Pantaleon gewidmet ist. Direkt hinter Althütte beginnt der Abstieg nach St. Blasien. Steil auf breitem Pfad geht es auf einem guten Kilometer 350 m nach unten. Wir sind froh nicht, wie zwischenzeitlich geplant, den Weg in umgekehrter Richtung gemacht zu haben, diesen Abstieg hätten wir ungern als Steigung erlebt. An einer Kreuzung biegt der Schluchtensteig von dem Feldweg ab und verschwindet links in der Windbergschlucht, die uns gleich mit einem großen, beeindruckenden Wasserfall empfängt. Die Schlucht ist der eindeutige Höhepunkt dieser landschaftlich schönen Etappe. Nahe vorbei an dem spritzenden Wasserfall führt der Weg die Schlucht hinunter und begleitet das rasch zu Tale strömende Wasser. Der Weg ist teils mit Wurzeln durchsetzt, teils sehr steinig, auch hier ist wieder Trittsicherheit gefordert. Der Weg kreuzt mehrfach den steinigen Bachlauf, immer wider ergeben sich neue tolle Einblicke in das Spiel des Wassers. Der Ausstieg aus der Schlucht führt uns direkt an den Ortsrand von St. Blasien. Durch die kleine, aber nett angelegte Innenstadt geht es zu dem beeindruckenden Dom von St. Blasien, dessen hohe Kuppel die Stadt überragt. Auch von innen wirkt die 36m breite Kuppel mit ihren weißen, 18m hohen Marmorsäulen imposant. Der benachbarte Kurpark ist nett angelegt und führt uns zum Busbahnhof. Von hier nehmen wir um 15 Uhr den Bus nach Seebrugg und dann die Bahn nach Schluchsee. Um 16 Uhr sind wir wieder in unserer Ferienwohnung. Nach einer kurzen Erholungspause geht es noch einmal die Straße herunter zum Edeka, wir brauchen noch etwas Wasser und Obst für die Wanderungen. Danach genießen wir es die Füße hochlegen zu können.


22.06.10 Etappe 1 Blumberg – Stühlingen

(19km, ca. 300 Höhenmeter, Wanderzeit: 6:00 Stunden)

Schon wieder klingelt uns der Wecker um 07:20 Uhr, für Urlaub zu einer unverschämt frühen Zeit, aus dem Bett. Nach dem gewohnten Frühstück geht es mit dem Auto um 08:00 Uhr für 35 Minuten Richtung Stühlingen, wo wir um 08:52 den Bus nach Blumberg nehmen wollen. Etwas umständlich erweist sich die Suche nach dem Abfahrtspunkt des Busses. Wenn man den Ort mit dem Auto durchquert und durch die Hauptstraße fährt, muss man kurz vor dem Ortsausgangsschild vor dem Raiffeisenmarkt nach rechts abbiegen. Ausgeschildert ist hier leider nicht der alte Bahnhof, sondern „nur“ die evangelische Kirche. Vor dieser befinden sich auch kostenlose Parkplätze und direkt gegenüber die Bushaltestelle „Bahnhof“. Der Bus fährt eine gute halbe Stunde bis Blumberg und um 09:25 hält er nach einer schönen Fahrt über die Dörfer an der Hauptstraße. Als erstes besichtigen wir die Kirche im Ort um dann mit der Wanderung zu beginnen. Von der Hauptstraße aus findet sich nicht sofort eine Ausschilderung, die Wanderkarte hilft uns aber den rechten Weg zu finden. An der Kirche vorbei, an der T-Kreuzung rechts und hinter der evangelischen Kirche links. Dann folgen wir wieder der gewohnten Ausschilderung, die in dieser Etappe aber ab und zu etwas spärlich gesät ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir die Etappe in der „falschen“ Richtung ausführen, aber 300 zu 540 Höhenmetern sind ein gewichtiges Argument. Steil geht es hoch zum Ortsausgang und dem dort gelegenen Friedhof. Direkt vor dem Friedhofseingang biegt der Weg dann nach rechts ab und führt über Wiesen und dann durch dichten Wald weiter ansteigend auf den Buchberg. Der Weg ist oftmals sehr matschig, was das Gehen und Steigen sehr erschwert, insbesondere im letzten Teil wird der Weg steiniger, jedoch liegt zusätzlich reichlich loses Geröll auf dem Weg – Rutschgefahr! Auf der Kuppe angekommen bietet sich uns eine wunderbare Raststelle mit einem atemberaubenden Blick über den südlichen Schwarzwald und bis in die Schweiz hinein. Der blaue Himmel hat sich zwar bereits leicht bezogen und die Fernsicht ist nicht die beste, wir sind aber froh über das trockene Wetter und die zum Wandern angenehmen Temperaturen. Eine kurze Strecke führt der Schluchtensteig über Waldweg angenehm eben über die Höhe, dann beginnt der Abstieg. Ebenso steil wie es zuvor hoch ging, geht es nun bergab, die Strecke ist jedoch eine deutlich längere. Am Waldrand bietet sich uns ein herrlicher Blick über wilde Felder; Mohn und Skabiose bieten mit zum Teil noch etwas blühendem Raps und Hahnenklee eine herrliche Farbkombination. Über die Felder geht es teils eben, teils absteigend über Feldwege, schlammige Treckerfahrspuren und befestigte Forstwege dahin. An einer Kreuzung ist die Ausschilderung sehr zweideutig und prompt entscheiden wir für uns für den falschen Weg. Statt schräg nach links biegen wir steil nach links ab und wandern einen Moment an der alten Bahnstrecke der nostalgischen Sauschwänzlebahn entlang. Über den Wiesen mit einzelnen Obstbäumen kreist ein roter Milan. In der Ferne sehen wir links und rechts zwei der vier großen Viadukte der Sauschwänzlebahn. Wir bemerken unseren Fehler und finden an Hand unserer Wanderkarte wieder auf den rechten Weg, das ganze bringt uns aber sicher einen guten Kilometer Umweg. Dann haben wir den Schluchtensteig wieder und schon stehen wir vor dem Tor in die Wutachflüchte. Durch eine dichte Hecke betreten wir das Wutachtal und laufen fast vor eine Abgrenzung, da vor uns eine steile Felskante in die Tiefe führt. Links und rechts schauen wir in die erstaunlich tiefe Schlucht, links ragen große Felsen aus den waldbedeckten Hängen. Der Weg wendet sich nach links und führt auf schmalstem, rutschigem Weg zum Teil steil nach unten. Es folgt der in unseren Augen bislang anstrengendste Abschnitt des Schluchtensteigs, an manchen Stellen finden die Füße auf dem steilen, matschigen Abhang gar keinen Halt, rechts geht die Schlucht steil ohne Sicherung nach unten. Zum Glück finden sich links am Hang immer wieder freiliegende Wurzeln, die man als Haltegriffe benutzen kann. Auch als der Weg flacher wird, bleibt er eng, steinig und wurzelig, jeder Tritt will wohl bedacht sein. Über uns sehen wir immer wieder große Felsvorsprünge aus dem Berg ragen, entsprechend viele abgebrochene und herabgestürzte Felsbrocken zieren auch den Weg.

So landschaftlich schön die Wutachflüchte sind, so sind wir doch froh, als wir wieder breite Wege unter uns haben. An dem Wutachviadukt der Sauschwänzlebahn haben wir das Tal erreicht und überqueren die wild dahinbrausende Wutach über eine moderne, kleine Stahlbrücke. Auf der anderen Uferseite erreichen wir den Bahnhof Lausheim-Blumegg und steigen auf breitem Waldweg langsam in die Wutachhalden an. Durch wechselnde Waldlandschaften geht es auf mal schmalem, mal breitem, aber immer bequemem und gut begehbarem Pfad gen Stühlingen. Das kleine Dorf Grimmelshofen liegt im Tal, die Geräusche der ebenfalls dort verlaufenden B 314 dringen ab und zu zu uns hinauf. Das Tal erreichen wir erneut an einem Bahnhof der Sauschwänzlebahn, dem Bahnhof Weizen. Direkt daneben liegen die großen Lager- und Fabrikationshallen des Baustoffherstellers Sto, ebenso das angeblich einem Ozeandampfer ähnelnde Verwaltungsgebäude. Wir überqueren die Straße und lassen den Mitarbeiterparkplatz von Sto links liegen. Dann erreichen wir erneut die Wutach, die mittlerweile breit und ruhiger durch die schönen Wutachauen fließt. In diesem Bereich ist die Wutach Grenzfluss zwischen Schweiz und Deutschland. Der Weg führt meist sanft und ruhig direkt an der Wutach entlang. Schnell legen die letzten Kilometer zurück. An dem Fußballplatz und einem Hundetrainingsareal vorbei erreichen wir wieder den Bahnhof von Stühlingen. Unsere Füße freuen sich nun auf die bequemen Schuhe, die im Wagen stehen. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch sowohl die kleine Ortskirche, als auch die Kirche des Kapuzinerklosters, das direkt neben dem Krankenhaus am Hang liegt. Wieder in Schluchsee angelangt spüren wir unsere Beine und Füße nach dieser anstrengenden Etappe ordentlich und genießen den Abend auf der Couch.



23.06.10 Etappe 2 Blumberg – Schattenmühle

(20km, ca. 340 Höhenmeter, Wanderzeit: 5:30 Stunden)

Heute können wir etwas länger schlafen. Erst um 08:00 Uhr klingelt der Wecker und in aller Ruhe frühstücken wir und machen uns für die Wanderung fertig. Um kurz nach neun steigen wir in das Auto und fahren nach Blumberg, das wir um 09:50 erreichen. Der Einstieg in diese Etappe soll direkt hinter Blumberg über eine 8 m hohe Treppe in die Schleifenbachklamm erfolgen. Leider ist auf Grund eines Erdrutsches diese bis auf weiteres gesperrt, eine Umleitung ist ausgeschildert. Diese führt über die Straße Blumberg – Bonndorf. Über ca. 2 km geht es an der engen, gewundenen Straße entlang, immer bergab. Den Schildern zufolge müssen wir bis 15% Gefälle überwinden. Da die Straße auch stetig befahren ist, machen diese ersten Kilometer keinen Spaß. In Achdorf haben wir den eigentlichen Schluchtensteig dann wieder und folgen dem noch sehr weiten Wutachtal auf breiten Feldstraßen durch hohe Wiesen, Weiden und Feldern. Der blaue Himmel lacht über uns. Man freut sich schon, wenn man in den wenigen Waldgebieten etwas Schatten bekommt. Nach sieben Kilometern erreichen wir die Wutachmühle, ein Sägewerk. Neben der kreuzenden Straße liegt ein Kiosk mit Außenbewirtschaftung, ein begehrter Treff für Motorradfahrer und Wanderer. Die Wutachmühle gilt als wichtigster Einstiegspunkt in die Wutachschlucht. Der folgende Wanderabschnitt soll sich retrospektiv als einer der schönesten, wenn nicht als der schönste Abschnitt des Schluchtensteigs herausstellen. Bis zur Gaubachmündung ist die Schlucht noch breit und die Wege bequem. Dann wird die Schlucht steiler, die Wege schmaler. Der Steig geht meist nah am Wasser am Felsen entlang, oft auf nur schmalem, in den Fels gehauenen Steig, wenige Meter über dem reißenden Fluss. Immer wieder tritt Wasser aus den Felsen aus, hier sind Teile des Felsens weggespült, diese Lücken gilt es zu übersteigen. Man bemerkt aber auch, dass dieser Abschnitt touristisch stärker erschlossen ist. Zum einen sind fast alle Wege in diesem Abschnitt gesichert, zum anderen treffen wir mehr Leute auf dem Weg als auf allen anderen Etappen bislang zusammen. Der Weg steigt manchmal flach an und geht etwas vom Wasser weg, kehrt aber immer wieder zu ihm zurück. Insgesamt zweimal queren wir die Wutach. An den breiteren Stellen des Tales bietet sich oft die Gelegenheit direkt an das Ufer zu gelangen, teils mit breiten Kiesstränden, während auf der anderen Seite dann der Fluss gegen die hohen Felswände donnert. Langsam steigt der Weg sanft an und strebt stetig dem Amselfelsen zu. Plötzlich stehen wir 70 Meter über der Wutachschlucht auf einem steil abfallenden Felsvorsprung und schauen in ein herrliches Naturpanorama. Im Tal erwarten uns nun etwas breitere Wege, die uns durch Wiesen voller Pestwurz und blühender, mannshoher Distel führen. Der Tanneneger Wasserfall liegt zu unserer Linken und dann erreichen wir bereits das ehemalige Bad Boll. Auf einer großen Lichtung im Tal standen einst im ausgehenden 19. Jahrhundert große Kurhäuser des London Fishing Clubs, der viel zur Erschließung der Wutachschlucht beitrug. Heutzutage steht hier nur noch eine heruntergekommene Kapellenruine, die an den Glanz vergangener Tage erinnert. Nun sind es noch vier Kilometer bis zur Schattenmühle. Bislang waren alle Wege bis auf wenige Ausnahmen gut zu begehen, größere Steigungen oder anstrengende Passagen gab es nicht. Die letzten vier Kilometer sollen uns aber noch eine Menge Kraft kosten. Der Weg wird wieder schmaler und vor allem steiniger und mit Wurzeln durchsetzt. Ständig geht es bergauf und bergab, immer nur kleine Höhenunterschiede, wenige Meter, aber über diese Piste sehr anstrengend. Jeder Fußtritt will wohlüberlegt sein, loses Geröll, nasse Wurzeln und abgerutschte Erde verleiten zum Ausrutschen. Auf der rechten Seite zeigen sich immer wieder interessante Wasserfallformationen, mal als breite Wand mit unzähligen Kaskaden, mal als breiter, feiner Nebelschleier. Diese Formationen werden durch den Kalktuff ermöglicht, der sich hier im Moos ablagert. Endlich erreichen wir die Schattenmühle. Auf der großen Dachterrasse genieße ich eine Maß Radler, Maria eine große Sprite. Dann geht es mit dem Bus um 16:39 Uhr nach Bonndorf. Werktags fahren nur insgesamt drei Busse von der Schattenmühle ab. Alle fahren nach Bonndorf, einmal frühmorgens, einmal nach 15 Uhr und eben um 16:39 Uhr. Am Wochenende fahren mehr Busse, die sogenannten Wanderbusse. Trotzdem gibt es leider weder am Wochenende noch in der Woche eine vernünftige Verbindung nach Blumberg, sodass wir von Bonndorf aus ein Taxi nehmen müssen, welches mit immerhin 38,50 € zu Buche schlägt. Um 18 Uhr sind wir dann wieder in der Ferienwohnung und erholen unsere müden Beine auf der Couch. Im Fernsehen läuft das letzte Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der diesjährigen WM.


24.06.10 Etappe 6 Todtmoos – St. Blasien

(19km, ca. 520 Höhenmeter, Wanderzeit: 5:30 Stunden)

Um 07:30 startet der Tag mit dem gewohnten Frühstück und einer Autofahrt nach St. Blasien, wo wir um 09:05 Uhr den Bus nach Todtmoos erreichen. Das Auto kann man einen ganzen Tag für 2,- € direkt unter dem Busbahnhof abstellen „Parkhaus zum Dom“. Bitte nicht das direkt benachbarte City-Parkhaus benutzen, hier kosten alleine drei Stunden bereits 2,10 €. Um 09:30 können wir dann mit der Wanderung loslegen. Zuerst geht es in die Hochwerraschlucht. Die Werra führt in diesem Abschnitt noch sehr wenig Wasser und ist nicht mehr als ein Wildbach, der sich in vielen Kaskaden seinen Weg den Hang hinunter sucht. Der meist bequeme Weg steigt entsprechend stetig an und begleitet die Werra nah am Wasser und kreuzt diese regelmäßig über Holzstege. An einer kreuzenden Forststraße verlassen wir das Tal und folgen sanft ansteigend für kurze Zeit dem breiten Forstweg. Dann beginnt der einzige richtige Anstieg dieser Tour. Auf steilen, schmalen Waldpfaden steigen wir, verschiedene Forstwege kreuzend, immer weiter steil an um die Höhe zu gewinnen. Im Wald ist es bei strahlender Sonne noch einigermaßen kühl und trotzdem rinnt uns der Schweiß hinab. Nach links geht die Ausschilderung des Werra-Erlebnispfades ab, dieser führt wieder weiter im Tal an der nahen Werraquelle vorbei. Wir bleiben lieber, dem Schluchtensteig folgend, auf dem ansteigenden Pfad. Dann lichtet sich der Wald und wir stehen fast auf der Höhe an der breiten Straße, die von St. Blasien nach Todtmoos führt. Hier hatten wir vom Bus aus die Ausschilderung bereits erkannt und gewusst, dass wir alles, was der Bus danach fällt, wieder ansteigen müssen. Wer also den steilen Anstieg scheut, kann auch den Bus an der Haltestelle „Ibacher Kreuz“ oder noch davor (weitere 2 km werden gespart) „Abzweigung Ibach“ verlassen. Dann beginnt der lange Höhenteil dieser Etappe. Zuerst geht es auf breitem Weg nur noch gering ansteigend durch dichten Wald. Im Halbkreis führt uns der Weg erneut an der Abzweigung nach Ibach an der Landstraße vorbei. Die Straße querend finden wir uns auf einer Hochalm, dem Ibacher Hochtal wieder. Ein paar Kühe grasen und die hier typischen Magerwiesen sind bedeckt mit Kräutern, Borstgras, Flügelginster und Heidekraut. Auch Arnika und Silberdistel soll man hier finden. Unzählige veschiedene Schmetterlingsarten tummeln sich um uns herum, Bläuling, Tagpfauenauge, Admiral, Kleiner Fuchs und Rapsweißling, um nur einige zu nennen. Der Weg steigt immer wieder sanft an und ab, immer etwas über 1000 Höhenmeter pendelnd. Vorbei geht es an der Friedrich-August-Grube, einem ehemaligen Bergbaugebiet. Hier wurde lange Zeit Nickel gefördert, jetzt ist das Gebiet Fundort für viele verschiedenen Flechtenarten, die an den Schwermetallgehalt im Boden angepasst sind. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Klosterweiher, einem kleinen lauschigen See bei der Ortschaft Dachsberg, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts dem Kloster St. Blasien als Fischweiher diente. Hier legen wir am Ufer eine lange Pause ein und genießen den immer wieder aufkommenden frischen Wind, der die Sonne gut erträglich macht. Auf dem See tummeln sich verschiedenste Arten von Libellen, sechs oder sieben verschiedene halte ich auseinander, aber kenne ihre Namen leider nicht. Lediglich die gelbgestreifte Seejungfer erkenne ich. Von hier geht es weiter durch den oberen Hotzenwald, eine ähnliche Landschaft wie im Ibacher Hochtal. Hier lenken jedoch immer wieder große Felsbrocken den Blick auf sich und es gibt mehrere Aussichtspunkte, an denen man entweder in Richtung Feldberg oder aber bis zu den Schweizer Alpen ins Land schauen kann. 4 km vor St. Blasien folgt ein letzter steiler, beschwerlicher, aber kurzer Aufstieg auf den Lehenkopf (1039m über NN). Auf der Spitze steht ein recht niedriger, hölzerner Aussichtsturm, der an vielen Stellen die großen Tannen und Fichten nicht einmal überragt. Trotzdem hat man von oben eine nette Aussicht zu den Alpen, auf St. Blasien und zum Feldberg. Der Abstieg nach St. Blasien erfolgt nun mal über Feldwege, mal über naturbelassenen Waldweg. Schließlich erreichen wir die Domstadt und treten die Autofahrt nach Hause an. Am Abend genießen wir noch einmal eine gute Pizza in der örtlichen Pizzeria. Ein schöner Urlaub in toller Landschaft geht zu Ende. Morgen müssen wir leider die Heimatfahrt wieder antreten.